Vergangene Woche war ich beim Fachforum Zukunft.Tourismus.Eifel. Ich durfte hier einen Vortrag über die Zukunft der Website halten.
Google AMP & Facebook Instant Articles; Alexa, Siri & GoogleHome; Mobile only statt Mobile first; Schema.org… – all das sind sicherlich wichtige Stichwörter zum Thema Zukunft der Website. So weit, so gut.
Andere Zielgruppe, andere Inhalte
Was aber tun, wenn der Großteil der Teilnehmer eines solchen Vortrags aus Eigentümern von Pensionen, Hotels, Attraktionen oder gastronomischen Betrieben besteht? Wie relevant sind für diese die obigen Stichworte? Der Auftrag für den Vortrag lautete klar: Was können die Eigentümer selbst im Rahmen ihrer Website tun?
Tja, und in diesem Augenblick redet man ganz schnell nicht mehr über die große, weite, visionäre Zukunft (die an sich gar nicht mehr weit weg ist, sondern bereits da). In diesem Augenblick muss man über aktuelle Entwicklungen reden und über Punkte, worüber eigentlich bereits seit Jahren gesprochen wird. Die jedoch noch immer nicht unbedingt bei jedem einzelnen Unternehmen angekommen sind.
Aufgaben, die vor der eigenen Website stehen
Was also können touristische Unternehmer tun, wenn es um ihre Website (bzw. ihre generellen Kommunikationsmaßnahmen) geht? Erst einmal die Grundlagen legen:
- Definiere erst einmal deine eigene Marke, deine Ausrichtung. Wer bist du? Wenn du nicht weißt, wer du bist und wofür du stehst, weißt du auch nicht, was auf deiner Website stehen soll.
- Definiere deine relevanten Themen und Zielgruppen. Weil: Wenn du nicht weißt, wenn du wie ansprechen willst/musst, weißt du auch nicht, was auf deiner Website stehen soll.
- Weiß Google überhaupt, dass es dich als Unternehmen gibt? Eine ordentlich gepflegte Präsenz bei Google My Business sehe ich als wichtiger – und auch wesentlich zeitsparender – als eine eigene Website an. Das heißt nicht, dass Google My Business die eigene Website ersetzen kann. Aber es heißt, dass deutlich mehr Leute diese Präsenz sehen werden als deine Website. Also: machen!
- Weißt du, auf welchen ortsbasierten Diensten und Bewertungsportalen wie TripAdvisor, Yelp & Co du präsent bist? Eine eigene Website richtest du selbst ein, eine Präsenz deines Unternehmens bei den genannten Diensten kann dir jeder einrichten. Du solltest einen solchen Eintrag beanspruchen und ebenso wie Google My Business aktuell halten. Wichtig dabei: Auch wenn vielleicht nicht sooo viele Leute die diversen Apps wie Foursquare oder Yelp nutzen (bei TripAdvisor sieht das schon anders aus), laufen die dortigen Daten doch auch in verschiedene andere Systeme ein (Location-Angabe bei Twitter, Locations bei Apple Maps, Alexa…). Also: machen!
So, und wenn all die obigen Punkte abgearbeitet sind, dann kann man auch mal über eine eigene Website nachdenken. Das Gute: Die Definition von Marke/Ausrichtung sowie Themen und Zielgruppen ist nicht auf die eigene Website beschränkt, sondern gilt generell für all deine Marketing- und Kommunikationsmaßnahmen. Sowohl für jetzt, als auch für die Zukunft.
Die Diskrepanz nimmt zu
In meinem Vortrag zur Zukunft der Website ging es somit zu zwei Dritteln gar nicht um die Website an sich. Sondern um den Rahmen, die generelle Ausrichtung. Denn genau das kannst – und vor allem auch musst – du als Unternehmer tun. Das kann dir kein Website-Programmierer abnehmen.
Die eingangs genannten Stichworte Google AMP, Facebook Instant Articles, Schema.org etc. sind wichtig, um diese in Richtung der umsetzenden Agentur mitzugeben, um für die Zukunft gewappnet zu sein. Aber wie sagte Thorsten Dirks, CEO Telefonica Deutschland so schön:
Wenn Sie einen scheiß Prozess digitalisieren, dann haben Sie einen scheiß digitalen Prozess.
Die Digitalisierung ist nicht die Lösung. Sondern der Weg. Und jeder befindet sich an einer anderen Stelle auf diesem Weg.
Generell sehe ich bei allen Tools eine immer größere Diskrepanz zwischen den Möglichkeiten zur Nutzung und der tatsächlichen Nutzung. Letztlich ist das nicht neu. Wer nutzt Excel schon wirklich zu mehr, als um ein paar Summen zu berechnen? Bei den digitalen Tools kommt jedoch als zusätzliche Herausforderung hinzu, dass die Neuerungen nahezu wöchentlich stattfinden. Instagram kann also multiple Fotos, Videos, Stories und Ads. Schön. Vielen Nutzern müssen dennoch erst einmal die Basisfunktionalitäten Locations und Hashtags erklärt werden. Facebook kann Notizen, Stories, Live und Ads. Dennoch haben viele eher die Frage im Kopf, was sie denn überhaupt da bei Facebook regelmäßig veröffentlichen sollen.
Letztlich ist genau dies auch die Aufgabe von uns als Beratern: Die Informationen in Vorträgen, Seminaren und Workshops auf die jeweiligen Zielgruppen anpassen. In einem bestimmten Rahmen passen die neuesten Funktionen, der „neueste heiße Scheiß“. In einem anderen Rahmen müssen auch wir uns auf die Basics konzentrieren.
Auch bei uns im Team finden sich diese Diskrepanzen zwischen „Überfliegern“ und „Basisarbeitern“; diskutieren wir, welche Relevanz eine bestimmte Neuerung hat. Zentral – bei uns selbst wie auch mit unseren Kunden – stehen dabei immer der offene Austausch und das Finden gemeinsamer Wege.