Verdrängungswettbewerb oder Gemeinschaftsaufgabe in Destinationen? Diese Frage haben wir bei unserem letzten ZukunftsIMPULS zum Thema Arbeitskräftesicherung gestellt. Die grundsätzliche Antwort wird euch nicht wirklich überraschen. Die Best-Practice-Beispiele aus zwei Destinationen und die Ergebnisse unserer gemeinsamen Diskussion haben für die Teilnehmer*innen trotzdem spannende Ergebnisse gebracht. Welche? Das verraten wir euch hier.
Was können DMOs tun?
DMO-Manager sind oft Fachleute für Querschnittsaufgaben und das hilft auch beim Thema Arbeitskräftesicherung enorm. Es gilt, Leistungsträger*innen zu befähigen, strategische Partnerorganisationen einzubinden und im Idealfall auch den Markt -– in diesen Fall nicht den Reise-, sondern den Arbeitsmarkt – im Blick zu haben.
Wie das gelingen kann, zeigte uns bei unserem ZukunftsIMPULS Babette Suhr von der Lüneburger Heide GmbH. Diese ist laut eigener Aussage „mehr als ein touristischer Vermarkter“ und kümmert sich schon seit längerem uns Thema Arbeitskräftesicherung.
Als Arbeitgeber geht die LHG mit guten Beispiel voran. Sie bietet hybrides Arbeiten mit allen technischen Voraussetzungen, eine Vier-Tage-Woche, kurze Entscheidungswege und Selbstbestimmung.
Das Wissen darüber gibt sie auch an die Leistungsträger weiter – durch Webinare und Veranstaltungen. Wichtig ist es laut Babette Suhr, die Bedarfe zu erkennen und sich entsprechend darauf einzustellen. Wertschätzung, ehrliche Kommunikation und Interesse am Gegenüber sind weitere Erfolgsfaktoren für attraktive Arbeitgeber.
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Kooperationen erleichtern die Arbeit
Die gute Nachricht: Wir müssen als DMOs das Thema Arbeitskräftesicherung gar nicht neu erfinden. Es gibt auch in eurer Destination genügend Partner, die euch mit Wissen, Kontakten und vielem mehr unterstützen können. Dazu gehören unter anderem Arbeitsagenturen, Welcome-Center, Wirtschaftsförderungen oder Regionalmanagements.
Bei unserem ZukunftsIMPULS hatten wir Dr. Peggy Kreller zu Gast. Sie ist als Projektleiterin des Regionalmanagements Ergebirge ein Teil der dortigen Wirtschaftsförderung und ein absoluter Profi im Thema Arbeitskräftesicherung für Regionen.
Das Erzgebirge fängt hier schon früh an. Bei der Berufsorientierung sorgt die Wirtschaftsförderung dafür, dass Schüler*innen rechtzeitig wissen, welche Berufe ihnen auch in ihrer Heimat Chancen bieten. Nach Weihnachten, wenn viele ehemalige Einwohner*innen ihre Familien besuchen, werden diese über Jobmöglichkeiten in ihrer alten Heimat informiert. Das Welcome-Center unterstützt neue Einwohner*innen beim Ankommen sowohl im Job als auch in der Region und ein umfassendes strategisches Marketing zeigt die Lebensqualität der ehemaligen Bergbauregion.
Spätestens beim Thema Lebensqualität sollten wir als Touristiker*innen merken, dass wir hier als natürlicher Partner Mehrwert für alle und damit auch für unsere Branche schaffen können: Für Einheimische, Gäste und alle zwischendrin. Darum: Kooperiert mit euren Wirtschaftsfördergesellschaften. Ihr habt ein gemeinsames Spielfeld: euren attraktiven Lebensraum. Und sorgt dafür, dass eure Gäste am liebsten gar nicht mehr gehen würden.
Hier findest du die Präsentation von Peggy Kreller zum Download.
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Arbeitskräftemangel als Chance?
Unsere Netzwerkpartner Björn und Christoph kamen nach den beiden Best-Practices mit einer steilen These um die Ecke: Kann der Arbeitskräftemangel auch eine Chance sein? Dazu hatten sie zwei Hypothesen mitgebracht:
Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, Zusammenarbeit neu zu denken
Zentral für diese Hypothese: Das richtige Menschenbild. Eine kleine Umfrage unter den Teilnehmer*innen des ZukunftsIMPULSES stützte die X-Y-Theorie von Douglas McGregor: Menschen sind intrinsisch motiviert und arbeiten gerne. Wichtig ist, die richtigen Strukturen und Rahmenbedingungen für sinnvolle Arbeit zu schaffen. Extrinsische Faktoren wie Boni oder ein fancy Kickertisch sind Hygienefaktoren, tragen aber nicht wirklich zu Höchstleistungen bei.
Wir können uns auf die Dinge konzentrieren, die uns bei der Arbeit erfüllen
Was Menschen bei ihrer Arbeit erfüllt, ist recht gut erforscht. Unter anderem durch die Selbstbestimmungstheorie von Ryan und Deci. Die entscheidenden Faktoren sind Kompetenz (im Sinn von Selbstwirksamkeit), Autonomie und soziale Eingebundenheit.
Dass Mitarbeiter*innen bei ihrer Arbeit glücklich sind, ist wiederum ein entscheidender Faktor für Unternehmen. Work Happyness ist für viele ein Grund, ihren Job zu wechseln, die Integration von Arbeit ins Leben trägt entscheidend dazu bei und gerade für jüngere Generationen ist sie ein Grund, auf Gehalt zu verzichten.
Die richtigen Dinge richtig machen
Uff – noch eine zusätzliche Aufgabe? Haben wir mit Digitalisierung, Besucherlenkung, Nachhaltigkeit und all den anderen Herausforderungen nicht schon genug neue Themen? Ja. Und nein. Kooperative Arbeitskräftesicherung ist eine wesentliche Aufgabe des Lebensraummanagements und viele Player können euch dabei helfen (siehe oben). Und am besten ist es sowieso, wenn ihr bei euch selbst anfangt – mit strategischer Organisationsentwicklung und dem „Warum?“ hinter eurem Handeln. Im besten Fall leistet ihr damit einen wertvollen Beitrag zur Wertschöpfung in eurer Destination, unterstützt eure Mitarbeiter*innen und seid ganz nebenbei noch Vorbild für alle anderen Organisationen, die sich mit euch auf diesen Weg machen wollen.