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OpenWeek: Learnings zum Format & den eingesetzten Veranstaltungsformaten

Die OpenWeek ist bereits einige Tage, sogar Wochen vorbei. Doch sie wirkt noch nach bei uns. Sowohl inhaltlicher Natur, aber auch als Format an sich.

Anna veröffentlichte letztens bereits die wichtigsten Erkenntnisse der OpenWeek für uns. Im Vorlauf hatten wir einen Einblick in die eingesetzten Veranstaltungsformate der OpenWeek gegeben: Coworkation, Barcamp, MessUp Night, Lernreise, Hackathon. Wie gestalteten sich diese in der Realität? Was sind unsere Learnings aus dem Format der OpenWeek an sich?

 

Learning 1: Eine Dramaturgie ist die Basis für ein einwöchiges Veranstaltungsformat

Zum Start der OpenWeek ging es hoch hinauf zur Weltcup-Hütte (v.l.n.r. Roland Völcker, Nicole Cogiel, Ellen Kimmel, Christa Hünting)

Bereits in der Planung der OpenWeek versuchten wir, mit Hilfe der eingesetzten Formate eine Dramaturgie in die Woche zu bringen. Dies funktionierte auch in der Praxis.

  1. Gemeinsam eingrooven durch Input vom Allgäu, vor allem aber auch bereits das erste Kennenlernen der Region und der anderen Teilnehmenden.
  2. Danach den Gedankentrichter ganz weit öffnen: Beim Barcamp gingen die Diskussionen weit auseinander, strategische und eher operative Fragestellungen wechselten sich ab. An Sessions standen „Culture vs. Strategy“, „Wie machen wir Lust auf Nachhaltigkeit?“, „Neue Wege mit der Politik“ sowie die Frage „Braucht es eine Landestourismuskonzeption?“ auf dem Board. Doch auch Besucher*innen-Lenkung, neue Konzepte für Leben-Arbeiten-Urlaub oder der Knowledge Graph im Deutschland-Tourismus waren Thema.
  3. All der Input muss verarbeitet werden, deshalb: Freizeitprogramm am Folgetag. Individuell oder in Kleingruppen. Dabei wurden die angerissenen Themen des Vortages weiter diskutiert und vertieft – gleichermaßen stand das persönliche Kennenlernen im Fokus.
  4. Mittlerweile hatten wir bereits vier intensive Tage miteinander verbracht. Eine vertrauensvolle Atmosphäre war entstanden. Ein guter Zeitpunkt, um uns bei einer MessUp Night vom Scheitern von Geschäftsideen und Projekten zu berichten.
  5. Viele theoretische Diskussionen, viele praktische (individuelle) Erfahrungen kennzeichneten die bisherigen Tage. Während der Lernreise brachten wir dies zusammen: Anhand dreier konkreter Unternehmen im Allgäu konnten wir sehen, wie Theorie und Praxis denn tatsächlich zusammenpassen und was im Lebensraum Allgäu bereits in welcher Form umgesetzt wird.
  6. Noch praktischer wurde es beim Hackathon: All die Fragestellungen, Ideen und Eindrücke der vorangegangenen Tage manifestierten sich in der Beantwortung der Frage: „Wie kann man Lebensqualität messen?“ Also noch mal alle Energie zusammengenommen und konkrete Ergebnisse produziert!

 

Learning 2: Die Kombination von Formaten sorgt für Mehrwert

Eine Hand schreibt etwas auf eine Moderationskarte
Veranstaltungsformate funktionieren für sich – und im Zusammenspiel miteinander

Vorteil: Inhaltliche Kombination

Was auffiel: Wie gut Barcamp und Hackathon ineinandergreifen. Die Kombination ist ideal dafür geeignet, beim Barcamp Fragen aufzumachen, welche in einem anschließenden Hackathon aufgegriffen und beantwortet werden.

Ich war bereits auf zahlreichen Barcamps und mag sie sehr. Auch bei der OpenWeek zeigte sich die Stärke dieses Formats: Es werden Gedanken ausgetauscht und Einblicke gegeben. Vor allem aber lernt man sich  während eines Barcamps in den verschiedenen Sessions besser kennen und erhält unzählige Denkanstöße zum Weiterverfolgen. Für mich auffällig: Wie sich automatisch die Sessionthemen an dem Motto der Woche „Lebensräume neu denken“ orientierten und wir das Thema Lebensraum von verschiedensten Blickwinkeln betrachteten sowie beinahe durchgängig die Menschen im Fokus standen.

Beim Hackathon fragten wir uns im Vorhinein, ob die Fragestellung „Wie können wir Lebensqualität messen?“ nicht eigentlich zu spitz ist. Christoph präsentierte zum Einstieg den aktuellen Stand. Deutlich hierbei: Kennzahlen oder Messsysteme gibt es bereits einige. Aber so richtig glücklich machen uns diese gegenwärtig noch nicht. Um so spannender die verschiedenen Projektideen der Arbeitsgruppen: von der Hormonmessung in Abwässern bis zu einem Masterplan für die Lebensraum-Messung, von regionalen Datenhubs bis zu überregionalen emotionalen Karten, von der digitalen Besucher*innenlenkung bis hin zur Glücksmessung über Frequenz und Tonalität von Stimmen. Einfach nur wow! Und nein, die Fragestellung war nicht zu spitz.

Vorteil: Persönliche Beziehungen

Was ebenso auffiel: Wie gut eine MessUp Night tut. Und eine gemeinsame Lernreise. Und gemeinsame Wanderungen. Kurz: Wie gut im Lauf einer solchen Woche all die Formate und Möglichkeiten tun, welche die persönlichen Kontakte stärken, die Menschen zusammen bringen.

 

Learning 3: Auch wenn die generelle Dramaturgie passt – die individuelle Beurteilung kann noch einmal anders sein

Beim Barcamp: Sybille Wiedenmann & Wolfgang Wagner

Menschen sind unterschiedlich. Und entsprechend unterschiedlich sind ihre Bedürfnisse. Auch und insbesondere in einem Format, welches über eine ganze Woche geht.

  • Während die einen Teilnehmenden den Freiraum zu Beginn der OpenWeek sehr schätzten, um im Allgäu anzukommen, ein Gefühl für die Region und die anderen Teilnehmenden zu entwickeln, fehlten anderen stärkere inhaltliche Aspekte zu Beginn der Woche.
  • Während für die einen Teilnehmenden der Hackathon am letzten Tag ein perfektes Finale der Woche darstellte, es sich für diesen mehr als lohnte, alle Energiereserven noch einmal zu aktivieren, wünschten sich andere, dass dieser früher in der Woche stattgefunden hätte, um gegebenenfalls noch auf dessen Ergebnissen aufbauen zu können.
  • Während für die einen Teilnehmenden die Lernreise mit ihrem tiefen Eintauchen in die konkreten Produkte im Allgäu perfekt als kompletter Tag funktionierte, würde es für andere besser passen, Projekte oder Produkte stärker über die Woche verteilt kennen zu lernen.

Und ganz losgelöst von der Zusammenstellung der Formate: Die Teilnehmenden vor Ort hatten sich auf eine ganze Woche OpenWeek eingelassen. Für viele andere war und ist dies aufgrund verschiedener Rahmenbedingungen schlicht und einfach nicht umsetzbar.

 

Learning 4: Die passende Location ist Gold Wert

Sitzhocker, Sitzsäcke, Liegestühle sowie ganz normale Stühle – für jeden gibt es das passende Plätzchen. Auch für Günter Exel.

Das Format: Eine Coworkation

Wir haben die OpenWeek von Anfang an bewusst als Coworkation geplant, als stetige Abwechslung zwischen (Er-)Arbeiten sowie (Er-)Leben & Freizeit. Dabei begeisterte mich persönlich sehr, wie sich die Teilnehmenden ihre ganz individuelle Woche zusammen bauten. Denn was für unsere internen Coworkations gilt, galt – wie oben bereits erwähnt – ebenso für eine solch größere Runde: Unterschiedliche Bedürfnisse der Teilnehmenden in Bezug auf individuellen Freiraum und gemeinsamer Zeit in der Gruppe, in Bezug auf individuelles Arbeiten und gemeinsamen Austausch.

Die Location: Offen und individuell nutzbar

Das Kurhaus Fiskina in Fischen mit seinen offen gestalteten Räumen bot hierfür die perfekte Location! Wir konnten uns sowohl während unserer geplanten gemeinsamen Formate aber auch darüber hinaus und individuell auf der oberen Etage „ausbreiten“. Ein kleinerer Raum, welcher vor allem zur Laptop-Arbeit genutzt wurde, Sitzecken zum Abstimmen und Diskutieren gemeinsamer Projekte oder auch die Sitzsäcke in unserem großen Veranstaltungsraum boten vielfältige und passgenaue Möglichkeiten. Hinzu kam der großzügige Außenbereich, welchen wir insbesondere im Rahmen des Hackathons nutzten. Dazu ein perfektes Catering von Toni Schöll von der integrierten Speisegalerie, welches insbesondere die Veganer*innen sehr glücklich machte.

Generell lässt sich sagen: Die Fiskina war ein perfekter Partner für uns, all unsere Ideen und Wünsche kreativ umzusetzen. Offen und spontan, vertrauensvoll und verlässlich.

 

Learning 5: Es braucht ein Team, um eine OpenWeek zu rocken

Gruppenbild der OpenWeek 2022 im Allgäu
Gruppenbild bei der OpenWeek

Wer schon einmal eine Veranstaltung organisiert hat, die bzw. der weiß, wieviel Aufwand hier dahinter steckt. Unsere Herausforderung: Die gesamte Woche an sich zu organisieren. Dazu die unterschiedlichen Formate mit ihren jeweils unterschiedlichen Anforderungen an die Umsetzung.

Das Orga-Team

Vielleicht einmal kurz angerissen, was vor aber auch hinter den Kulissen der OpenWeek alles passierte (und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich irgendetwas vergesse): Konzeption, Partnersuche, Locationscouting, Abstimmungen mit der gastgebenden Region, Abstimmungen mit der Location, Abstimmungen mit externen integrierten Unternehmen, Layoutentwicklung, Kommunikation (vor, während und nachher), Websitelayout & -inhalt, Teilnehmendenakquise, Teilnehmendenmanagement, Pressearbeit (vor, während und nachher),  Teilnehmendenakquise für Einzelevents, Organisation von Locationmöblierung, Auf- und Abbau in der Location, Präsentationsvorbereitungen, Briefing von Teilnehmenden für ausgewählte Events, Abendlocationsuche & -reservierung, Busorganisation, Fotoshooting inkl. Nachbearbeitung, Cateringabsprachen, Feedbackumfrage, Abrechnungen etc. pp. Kurz: viel, sehr viel. Und so trug jede*r bei uns im Team ihren bzw. seinen Teil dazu bei, dass die OpenWeek gelingen konnte.

Das OpenWeek-Team

Wirklich wesentlich zum Gelingen waren allerdings letztlich die Allgäu GmbH und all die Teilnehmenden, welche sich auf dieses neue Format eingelassen haben, die Idee gemeinsam mit uns zur Umsetzung gebracht haben und ihre Gedanken und Erfahrungen in der Runde teilten. Einen ganz ganz herzlichen Dank hierfür!

 

Der andere Blick auf die OpenWeek

Doch genug davon, wie wir die Woche empfunden haben. Was sagen die Teilnehmenden in ihren Veröffentlichungen? (Vielen Dank für eure Worte!) Klick dich einmal durch die nachfolgenden Links, um einen noch besseren Eindruck von der OpenWeek zu erhalten.

  • Ellen Kimmel und Christa Hünting vom Kreativquartier – Coworking & Meeting Space in Volkach resümierten:
„Denn wir verstehen unter Coworking keine Bürogemeinschaft, sondern viel mehr einen Ort der Vernetzung, der Kommunikation und des Wachstums. Zwischen Arbeitnehmern, Selbstständigen, Teams und auch Einheimischen. Dies alles unter dem Konzept von Lebensräumen mit Experten und Expertinnen aus dem Tourismusbereich zu diskutieren, war eine außergewöhnliche Erfahrung!“ (Facebook)
  • Wolfgang Wagner von der BayTM Bayern Tourismus Marketing GmbH stellte fest:

„Die Menschen und deren Umgang miteinander sind ein zentraler Erfolgsfaktor. Wertschätzung, Augenhöhe und geistige Offenheit ermöglichen Diskussionen, die uns wirklich weiterbringen und in die Zukunft führen.“ (Tourismus.Bayern)

  • Markus Garnitz, ebenfalls von der BayTM, fasst seinen Eindruck so zusammen:

„Als Fazit bleibt festzuhalten, dass die Einheiten des Destinationstourismus neue Wege beschreiten müssen. Sie werden sich daran messen müssen, welchen Anteil sie zum Gemeinwohl beitragen können, um unseren Lebensraum nicht nur für Gäste, sondern auch für Einheimische lebenswert zu gestalten.“ (Tourismus.Bayern)

  • Jan Hoffmann von der TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH stellt fest:

„Sicherlich ist sie [die OpenWeek] nicht für jeden und jede das richtige Format. Wer aber die Aufgabe oder die Zeit hat strategisch-gestaltend zu arbeiten, für den ist die openweek ,the place to be’“ (Tourismusnetzwerk Brandenburg)

 

 

All euer Feedback nehmen wir mit in die Planung der OpenWeek V2. Denn eines ist für uns aktuell deutlich: Es wird in jedem Fall eine zweite Ausgabe der OpenWeek geben.

 

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OpenWeek – Nachlese der Woche zur Zeitenwende im Tourismus

„Was meinen wir denn nun genau mit Lebensraum? Und was heißt das für uns?“ Hast du dich das auch schon gefragt? Dann geht es dir wie den Pionier*innen, die Ende Mai bei der ersten OpenWeek dabei waren.

Über das Format haben wir an vielen Stellen bereits berichtet (zum Beispiel in diesem Beitrag oder auf der Website der OpenWeek). In diesem Beitrag wollen wir also auch die inhaltlichen Erkenntnisse der Woche mit dir teilen.

Adios Destinationsmanagementkonzept. Hello Lebensraumkonzept!

Im ZukunftIMPULS zu diesem Thema hatten wir im Januar bereits darüber gesprochen, was es für eine ganzheitliche Lebensraum-Betrachtung braucht. Die OpenWeek haben wir nun genutzt, um das zu vertiefen.

„Der Gedanke lautet: Weg von der reinen Fokussierung auf die Bedürfnisse der Gäste, hin zu einer ganzheitlichen Betrachtung der Region, welche die Bedürfnisse der Einheimischen, aber auch der Umwelt und Natur berücksichtigt“, fasst Kristine Honig es so schön zusammen.

Kristine Honig beim Barcamp der OpenWeek
„Die Tourismuskonzeption als solche kann es nicht mehr geben“ – eine der Kernerkenntnisse von Kristine Honig in der OpenWeek (Foto: Christoph Aschenbrenner / Realizing Progress)

Das bedeutet auch: Ein Tourismus-/ Destinations- /Lebensraumkonzept muss in Zukunft zu diesen Aspekten Überlegungen und konkrete Maßnahmen beinhalten! Ansätze hierfür sind beispielsweise:

  • Zielgruppen: Diese enthalten nicht nur Gäste-Personas, sondern auch eine genaue Betrachtung der Einheimischen (und eine Definition, was wir mit „Einheimisch“ eigentlich meinen).
  • Naturräume und die wechselseitige Beziehung zu ihnen. Wie profitieren wir von der umgebenden Natur? Wie beeinflussen wir sie durch unser Verhalten? Welche Maßnahmen unternehmen wir, um eine Verträglichkeit herzustellen?
  • Und das wohl Wichtigste: Jede Region muss für sich definieren, was sie unter Lebensraum-Management versteht. Welche Aufgaben fallen darunter? Was liegt in der Verantwortung anderer Institutionen?
    Das ist insbesondere wichtig, weil Lebensraumgestaltung nur im Zusammenspiel mit anderen Organisationen gelingen wird. Der Begriff wird allerdings ganz unterschiedlich verstanden! Naturschützer*innen denken dabei vielleicht zuerst an Habitate seltener Tiere und Pflanzen. Die lokale Politik zählt dazu auch Daseinsvorsorge wie Bushaltestellen, Einkaufsmöglichkeiten oder ärztliche Versorgung.

Die Frage ist also: Wie können in einem neu gedachten Management-Konzept alle ihre Stärken einbringen, sodass ein ganzheitlich gut gestalteter Raum entsteht? Unerlässlich dafür ist, eine bunte Mischung aus Personen in der Konzeption einzubinden. Und eben nicht nur Tourismusakteur*innen aus Hotellerie, Freizeitwirtschaft und Verbänden.

 

Innovative Lebensraum-Ansätze im Allgäu live und in Farbe

Einer der Hauptgründe, warum wir die OpenWeek ins Leben gerufen haben: Zukunftsgedanken brauchen Zeit, um zu reifen. Klar hätten wir uns auch nur drei Tage vor Ort treffen können – und die Allgäu GmbH hätte einen schnellen Impuls zum Lebensraum-Konzept gemacht. Aber das reicht einfach nicht, wenn man wirklich verstehen will! Dafür muss man anschauen, sich austauschen, nachfragen, unzählige Male zu jeder Tageszeit durch den Kurgarten gehen.

Drei Personen wandern oberhalb von Ofterschwang in der OpenWeek
Eintauchen in den Lebensraum: ein zentrales Anliegen der OpenWeek (Foto: Christoph Aschenbrenner / Realizing Progress)

Wir haben uns bewusst Zeit genommen, einzutauchen und spannende Ansätze im Lebensraum Allgäu zu entdecken. Einige sind mir besonders hängen geblieben, diese möchte ich mit dir teilen:

  • Zusammenarbeit und neue Synergien. Bei unserer Lernreise durften wir regionale Wertschöpfung entdecken. Mein Aha-Moment: Eine Kita, die über die Hotelküche versorgt wird. Damit hat ein Hotelier eine verlässliche Einkommensquelle und die Kinder profitieren von hochwertiger Küche. Natürlich mit regionalen Produkten – die Landwirtschaft freut sich über gesicherte Abnahme, die Natur über kurze Lieferwege.
  • Besucher*innenlenkung muss (auch) menschlich sein. Im Naturpark Nagelfluhkette lernten wir die Ranger kennen, die nicht nur Lieblings-Testimonials in der Presse sind, sondern ganz konkret vor Ort wirken. Als Expert*innen sind sie für Besucher*innen ansprechbar und entschärfen durch ihre zugängliche Art Konflikte im Gelände. Sie geben der Natur eine Stimme und können damit viel besser auf manche Aspekte hinweisen als unpersönliche Schilder.
  • Marken brauchen eine wertebasierte Zusammenarbeit. Das Allgäu ist vor allem ein starker Wirtschaftsstandort für Industrie und Gewerbe; Tourismus ist nur einer von vielen Zweigen hier. Die Allgäu GmbH möchte alle unter einem Dach bündeln und mithilfe einer Markenpartnerschaft die Identität nach Innen leben und nach Außen zeigen. Aber nicht jedes Unternehmen kann einfach so Partner werden! Nur wer nachhaltige Aspekte lebt und die Werte der Marke teilt, darf sich mit dem Allgäu-Logo schmücken.
    Dieses bewusste Wirken nach innen ist – wie oben erwähnt – unverzichtbar für einen funktionierenden Raum und die Glaubwürdigkeit der Organisation!

Wir müssen also über die Grenzen touristischer Betriebe und eingefahrener Muster hinausdenken. Wie kann ein touristischer Betrieb Wert für die Bevölkerung schaffen? Brauchen wir überall Lebensraum-Botschafter*innen, die ansprechbar sind – auf dem Marktplatz, am Wanderweg, in den Partyvierteln der großen Städte?

Außerdem nehme ich mit, dass wir alle viel mehr Zeit für Gespräche und das Erkunden einer Region einplanen sollten. Das gilt für uns als Berater*innen, aber letztlich für alle, die Räume gestalten. Egal ob es die Pause auf dem Marktplatz, der Ausflug auf dem Radweg oder das Gespräch mit Einheimischen im Eiscafé ist. Also raus mit euch und ab ins Gespräch!

 

Eine CoWorkation macht was mit den Menschen

„Und wie wars für dich persönlich?“ Eine Frage, die mir reichlich gestellt wurde. Und die ich an andere Teilnehmer*innen gerichtet habe. Persönlich kann ich sagen: Es war wunderbar! Extrem anstrengend und extrem schön und wertvoll. Ein Teil dessen ist sicher der Corona-Situation geschuldet. Eine Woche unter so vielen Leuten zu sein ist schon besonders.

Eine Hand schreibt etwas auf eine Moderationskarte
Leben, Arbeiten, neue Perspektiven. Das ist macht eine gelungene Coworkation aus! (Foto: Christoph Aschenbrenner / Realizing Progress)

Aber ich habe so unendlich viel mitgenommen! Die Woche war wunderbar, um gemeinsam tief in Inhalte rein zu denken. Insbesondere der Hackathon, der am letzten Tag der Woche stattfand, war hierfür eine Schatzkiste. Fragen, denen sich die Teams widmeten, waren etwa:

  • Wie beziehen wir die Perspektive der Natur endlich konsequent mit ein und machen nicht nur „grünes“ Marketing?
  • Können wir über Hormonmessung im Abwasser feststellen, wie glücklich Einwohner*innen sind?
  • Können Daten aus Sensoren eine Indikation für Lebensqualität liefern?

Für mich waren die Menschen in der Woche einfach der größte Mehrwert. Ich durfte individuelle Lebenswege kennenlernen. Durfte in die Perspektive meines Gegenübers eintauchen. Sei es bei einer Wanderung im Naturpark Nagelfluhkette, beim Abendessen oder beim Plausch mit unserem Gastgeber Toni (der in der Fiskina überragend für unser leibliches Wohl gesorgt hat – geht hin, wenn ihr mal in der Ecke seid!).

Und es ging, glaube ich, nicht nur mir so. Ich bin mir sicher: Diese Coworkation hat was mit den Menschen gemacht. Kein Barcamp, keine Konferenz, kein Seminar kann das leisten. Die Mischung aus festen Formaten und frei verplanbarer Zeit zusammen mit interessanten Köpfen stellt vieles auf den Kopf, das unseren Alltag ausmacht. Denn wann haben wir mal so viel Zeit, um Dinge sacken zu lassen und sie dann ganz in Ruhe weiter zu denken und zu vertiefen?

Und das bringt mich zu meinem abschließenden Gedanken.

Zukunft gestalten geht nur, wenn man sich Zeit für die wichtigen Dinge nimmt

Catharina Fischer von Realizing Progress hält eine OpenWeek-Fahne in der Hand vor dem Kurhaus in Fischen
Die Zukunft fest im Blick: manchmal muss man sich Zeit nehmen, um Gedanken zu Ende zu denken. (Foto: Christoph Aschenbrenner / Realizing Progress)

Wir haben große Aufgaben vor uns. Das Lebensraum-Thema wird zentral in den kommenden Jahren. Als Gesellschaft stehen vor der Phase des „Degrowth“, also der bewussten Verkleinerung. Das braucht systemisches Denken. Das braucht ein tiefes Verständnis für Themen wie Ökosysteme, Soziales Gefüge und neue Ansätze für lebenswerte Städte und Regionen.

Zeit ist das Wertvollste, das wir haben – denn wir bekommen sie nie wieder zurück. Sowohl auf persönlicher Ebene als auch als Gesellschaft. Ich frage mich nach der Woche also: „Wofür investiere ich in Zukunft mehr Zeit, um danach mit viel Energie und Fokus die richtigen Dinge richtig gut zu tun?“


Noch mehr Eindrücke der Woche

Ein ganz besonderer Dank gilt abschließend Christoph Aschenbrenner und Alexander Mirschel, die für hervorragende Bilder und Videomaterial gesorgt haben. Und was wäre die OpenWeek gewesen ohne den rasenden Live-Reporter Günter Exel!

Spätestens an Tag 2 hatten sich, glaube ich, alle daran gewöhnt, ständig von Günter vor die Linse gebeten zu werden. Das Ergebnis? Eine hervorragende Live-Reportage! Schau doch mal in diese Links, wenn du inhaltlich noch mehr zu den einzelnen Tagen erfahren magst, inklusive vieler Videos sowie Stimmen der Teilnehmer*innen.