Kategorien
Team

OpenHouse und Coworkation: Erfahrungen und Tipps zur eigenen Umsetzung

Vor kurzem trafen sich einige unserer Netzwerkpartner*innen gemeinsam in Italien im sogenannten „OpenHouse“. Unser Ziel: Coworkation, also

Co (gemeinsam)
+ Work (Arbeit)
+ Vacation (Freizeit).

Wie funktioniert das ganze für uns – und welche unserer Erfahrungen sind auch für dich relevant? Dies versuchen wir einmal hier zusammenzustellen.

 

OpenHouse – Was ist das eigentlich?

Zuerst einmal müssen wir wohl klären, was für uns OpenHouse heißt.

Kurz gesagt: Wir buchen für zwei Wochen ein Haus. Netzwerkpartner*innen können individuell für sich entscheiden, ob sie dieses für sich als Arbeitsumgebung oder auch Urlaubsziel nutzen möchten, ob sie alleine kommen oder mit Partner*in und wann und wie lange sie hier verbleiben wollen.

Wer sich hier einbucht, weiß somit im Vorhinein nicht unbedingt, wer sonst noch vor Ort sein wird. Bei anderen unserer Coworkations (oder auch Colivings bzw. Coworkings) stehen konkrete Rahmenbedingungen im Fokus: ein zentrales Thema, an welchem gemeinsam gearbeitet wird; ein zentraler Ort, der gemeinsam erkundet werden will; die konkreten Personen, die sich gemeinsam treffen wollen. Das OpenHouse bietet nur den Rahmen. Alles, was hier passiert, hängt von den Personen ab, die sich für eine Teilnahme entscheiden.

Insgesamt teilten sich in diesem Jahr Alex, Florian, Günter, Johannes, Kristine, Michael und Roland das Haus. Sie waren von 7 bis 14 Tagen vor Ort. Und ja, es gab auch eine mitreisende Partnerin.

Was schnell deutlich wird:

Jede neue Person ändert das Gesamtgefüge, ändert die Balance innerhalb von Co und Work und Vacation.

Hier einmal ein kurzer Blick über diese verschiedenen Bereiche und wie wir diese erlebten.

 

Das „Work“ in Coworkation: Wie arbeitet es sich bei einer Coworkation?

Da es – zumindest geplant – kein übergreifendes gemeinsames Thema für die gemeinsame Coworkation im OpenHouse gibt, nahm sich jede*r individuell eigene Projekte mit vor Ort.

Was dabei besonders auffiel: War es „früher“ (also vor der Corona-Pandemie) für unsere Kund*innen oftmals irritierend, wenn wir von irgendwo aus arbeiteten, überrascht dies mittlerweile deutlich weniger. Da digitale Workshops Realität geworden sind, hat sich auch unser Arbeiten bei Coworkations verschoben: Standen früher eher Telefonate oder konzeptionelles Arbeiten im Fokus, finden nun auch regelmäßig Workshops oder Seminare hier statt.

Es braucht entsprechende Räumlichkeiten.
Und natürlich eine entsprechende Internetleitung.

Arbeiten im OpenHouse 2022: Roland, Johannes und Florian

Wir nutzten zum Arbeiten die Terrassen im Haus, das Sofa im Wohnzimmer oder unsere eigenen Zimmer. Diese anderen Perspektiven schaffen oft ein inspirierenderes Umfeld als zu Hause am eigenen Schreibtisch (Im übrigen kannst du auch zu Hause für andere Perspektiven sorgen, indem du zur Abwechslung mal in einem Café oder Coworking Space arbeitest). Für Workshops und Webinare war das Esszimmer ideal – insbesondere, da wir hier einfach die Tür schließen konnten.

OpenHouse 2022: Arbeiten mal anders

Unsere Tipps, falls du einmal mit deinem Team gemeinsam auf Coworkation gehen willst:

  • Redet vorher miteinander, wie eure Arbeitsanforderungen so aussehen. Nicht jede*r möchte und kann einfach mit dem Laptop auf einem Sofa sitzen, sondern benötigt eine stärkere Büroatmosphäre. In diesem Fall solltet ihr eine Unterkunft wählen, welche entweder über diese verfügt oder einen Coworking Space in der Nähe aufweist.
  • Nehmt Verlängerungskabel mit. Ihr werdet sie brauchen.

 

Das „Vacation“ in Coworkation: Wie urlaubt es sich gemeinsam bei einer Coworkation?

Eine Coworkation sollte einen deutlichen Vacation-Anteil beinhalten.

In der ersten Woche schlug das Pendel bei uns stärker in Richtung „Work“ als „Vacation“ aus. Viele Termine und abends gemeinschaftliches Kochen oder Essen gehen – im Fokus der Freizeit stand hier für uns vor allem das Zusammensein. Ergänzt um Besuche in der näheren Umgebung unseres Hauses, in den Orten Cattolica und Misano Adriatico.

Wie allerdings schon geschrieben: Jede Person verändert das Gesamtgefüge. Insbesondere, wenn neue Personen hinzukommen, die sich in ihrer Woche mehr Zeit für eine Begegnung mit dem Gastland nehmen. Und so wurde auch in der zweiten Woche intensiv gearbeitet, aber an den Tagesrändern verschob sich das Pendel mehr in Richtung „Vacation“. Ausflüge nach San Marino, Rimini und Gradara, aber auch lange Strandspaziergänge brachten Urlaubsgefühl. Und ja, hiervon hätte es generell in der gesamten Zeit noch deutlich mehr geben können, denn die Städte der Emilia Romagna beeindruckten uns nachdrücklich.

OpenHouse 2022: Ausflug nach Gradara

Es braucht eine Umgebung, die euch inspiriert oder auch herausfordert.

Zu einer Coworkation gehören jedoch nicht nur die Ausflüge, sondern ebenso das gemeinsame Leben: Einkaufen, Kochen, Essen, Spülen, Angeln, Aufräumen, in der Sonne liegen, Aperitivo… Bei all diesen Aktivitäten findet ein Großteil der persönlichen Gespräche statt. Genau deshalb ist uns ein Haus an dieser Stelle so wichtig anstatt individueller Hotelzimmer.

OpenHouse 2022: Cornetti zum Frühstück

Unsere Tipps, falls du einmal mit deinem Team gemeinsam auf Coworkation gehen willst:

  • Sucht euch ein Haus mit einer großen Küche. Ihr wollt hier gemeinsam werkeln, dafür braucht es Raum.
  • Sucht euch ein Haus mit mehreren Bädern/WCs. Macht einfach sehr vieles sehr viel einfacher.
  • Schaut euch direkt zum Start eurer Coworkation die nähere Umgebung genauer an. Schließlich geht es ja nicht nur um das Haus zum Arbeiten, sondern ebenso um das Woanders-Sein, das in andere Lebenswelten und Kulturen Eintauchen.
  • Lasst euch auf die Kultur vor Ort ein. Hier gibt es Cappuccino und Cornetto zum Frühstück? Dann schieb dein Müsli einmal zur Seite und genieße wie die Locals.

 

Das „Co“ in Coworkation: Und wie funktioniert das Ganze jetzt gemeinsam?

Noch einmal: Jede Person verändert das Gesamtgefüge. Wer macht gemeinsame Projekte miteinander und möchte diese besprechen? Wen treibt welches gesellschaftliche Thema um, das er/sie gerne mit den anderen diskutieren möchte? Wie intro- oder extrovertiert sind die Teilnehmenden und wie viel Zeit möchten sie entsprechend mit anderen oder auch einmal alleine verbringen? Abhängig davon, wer dabei ist, werden unterschiedliche Dinge miteinander unternommen.

OpenHouse 2022: Arbeiten und Spaß – Günter, Michael, Kristine

Hierfür gibt es keine Regeln. Es wird miteinander geschaut, wie der aktuelle gemeinsame Rahmen ist. Gleichermaßen schaut jede*r für sich, was die eigenen individuellen Bedürfnisse gerade sagen. Möglichkeiten zum Miteinander sind hierfür gleichermaßen wichtig, wie Optionen zum Rückzug.

Gemeinschaft und Individualität sind gleichermaßen zu berücksichtigen.

 

Unsere Tipps, falls du einmal mit deinem Team gemeinsam auf Coworkation gehen willst:

  • Sucht euch ein Haus mit Freiraum. Eine ganze Woche oder länger so eng miteinander ist für eher introvertierte Personentypen eine Herausforderung. Verschiedene Wohn- und Arbeitsbereiche – insbesondere auch draußen – schaffen hierfür einen guten Rahmen.
  • Sucht euch ein Haus mit einem großen Gemeinschaftsbereich, in welchem wirklich alle von euch entspannt Platz haben. Für gemeinsame Essen, gemeinsame Diskussionen, gemeinsame Spielerunden …
OpenHouse 2022: Abschlussabend in Rimini

Unser generelles Resümee

Was uns in Misano auf jeden Fall wieder einmal deutlich wurde:

  • Die persönlichen Treffen sind so unglaublich wichtig neben all den digitalen Chats und Videokonferenzen. Hier passiert mehr Ungeplantes, mehr Zwischenmenschliches, mehr Persönliches. Hier verlaufen Gespräche anders, weil man sich doch anders sieht und fühlt. Weil die Videokonferenz nicht einfach irgendwann beendet ist.
  • Die persönliche Freiheit ist wichtig. Gerade der Part „Vacation“ hat sehr viel mit individueller Planung und eigenen Entscheidungen zu tun. Coworkings zum gemeinsamen (Weiter-)Entwickeln von Ideen sind wichtig und können wunderbar auch gemeinsame Essen beinhalten. Eine echte Coworkation muss den Teilnehmenden allerdings die Freiheit gewähren, die zwar gemeinsame Zeit dennoch nach komplett eigenen Vorstellungen gestalten zu können.
  • Wir sind dankbar. Dafür, dass wir in einer Branche arbeiten, die ein solches Konzept einer Coworkation überhaupt erst einmal ermöglicht. Dafür, dass wir in einem Netzwerk arbeiten, welches wesentlich dazu beiträgt, dass ein solches Konzept auch für uns individuell funktioniert – weil es einfach die richtigen Leute sind.

 

P.S. So eine Coworkation klingt für dich gut und würdest du gerne auch einmal ausprobieren? Dann halte Augen und Ohren für unsere OpenWeek 2023 offen, unsere einwöchige, offene Coworkation. In diesem Jahr fand diese in Fischen/Allgäu statt. Eine Woche lang gemeinsames Arbeiten, Diskutieren, Genießen und Eintauchen in den Lebensraum Allgäu. Auf www.openweek.de stehen noch deren Ablauf und die entsprechenden Infos und in unserem Blog findest du auch einen Rückblick. Klingt spannend? Super! Gegenwärtig laufen die Planungen für 2023 – wir hoffen, dich dann dort zu sehen.

 

Kategorien
Change Management Gesellschaftliche Trends Touristische Trends

Lebensraum, Nachhaltigkeit, Gemeinwohl – für eine lebenswerte Zukunft

Lebensraum ist im Tourismus eines der Buzzwords des letzten Jahres – nicht zuletzt durch unsere OpenWeek und unsere Arbeit bei Realizing Progress. Doch was steckt wirklich dahinter? Was will das Lebensraum-Management und was müssen wir tun, damit dieses – meiner Meinung nach sehr wichtige und spannende – Tätigkeitsfeld kein Buzzword bleibt?

Im Grunde ist es ja erst einmal eine konsequente und logische Weiterentwicklung der Entwicklung vom Destination Marketing zum Destination Management. Es geht um Infrastruktur, um Zusammenarbeit, um Stakeholder. Und es geht nicht mehr nur um Touristen, sondern auch um die Bevölkerung. Um Menschen, die in einer Destination leben oder dort arbeiten. Und das ist folgerichtig. Denn: Alle diese Gruppen nutzen dieselben Straßen und Busse, bummeln durch dieselben Innenstädte und liegen an denselben Stränden. Dazu kommt, dass viele Gäste auch nicht länger Urlaub entlang der touristischen Trampelpfade machen. Sie wollen authentische Erlebnisse, sie wollen Begegnungen. Und das funktioniert nur mit Einheimischen.

Die Grenzen zwischen Einheimischen und Gästen verschwimmen zusehends. Zuerst in einer kleinen Bubble, für die NewWork schon möglich ist. Aber die Unternehmen, die RemoteWork anbieten, werden immer mehr.
Übrigens: Bitte lasst uns RemoteWork nicht mit NewWork verwechseln. NewWork muss eine Voraussetzung für erfolgreiche RemoteWork sein. Das ist aber eine andere Diskussion.

An was machen wir in Zukunft eine positive Entwicklung fest? Foto: Snell Media

Wie messen wir in Zukunft Erfolg?

Diese logische Weiterentwicklung vom Destinations-Management zum Lebensraum-Management bringt aber einige Implikationen mit sich, die es durchaus in sich haben. Wir sind uns ja mittlerweile fast alle einig, dass Tourismus nicht Selbstzweck sein kann, sondern zur positiven Entwicklung einer Destination beitragen muss. Doch da fängt es schon an: Was sind die Ergebnisse unserer Arbeit? Und wie messen wir die? 

Rein touristisch gesehen ist das easy: Übernachtungszahlen, Auslastungsquoten, monetäre Wertschöpfung. Im Lebensraum-Management sind diese Indikatoren sicher weiterhin wichtig, können aber nicht Ziel unseres Handelns sein. Warum? Weil mehr Gewinn (wer macht den eigentlich?) nicht automatisch zufriedenere Menschen bedeutet. Weil neue Hotels die Übernachtungszahlen steigern, andererseits aber vielleicht wertvolle Natur zerstören.

Meiner Meinung nach muss die Lebensqualität der Menschen das letztgültige Ziel unseres Handelns sein. Wie wir das in wirklich relevante und valide Kennzahlen gießen? Ich weiß es noch nicht. Aber ich bin für jede Idee offen, wie wir Systeme wie den OECD Better Life Index  für Destinationen nutzen können. Das Thema ist übrigens kein rein touristisches: Auch für Wirtschaftsregionen und Länder ist es ja genauso fraglich, ob das BIP in Zukunft noch die Bedeutung haben kann, die es heute hat.

Wir brauchen also alternative Messmethoden – und mehr: Wir brauchen alternative Systeme, Handlungsweisen und Ziele unseres Tuns. Weil rein quantitatives Wachstum in Zukunft unseren Wohlstand wohl nicht mehr sichern wird. Und unsere Lebensgrundlagen retten schon gar nicht.

Nachhaltigkeit und Gemeinwohlorientierung statt quantitativem Wachstum

Die Gemeinwohlökonomie könnte so ein System sein. Nicht der nächste Jahresabschluss ist hier das Ziel des Wirtschaftens, sondern das demokratisch definierte Wohlergehen von Individuum und Bevölkerung. Kooperation und Gemeinwohl stehen im Mittelpunkt, genauso wie Menschenwürde, Solidarität und Nachhaltigkeit.

Dafür wurde die Gemeinwohl-Bilanz entwickelt. Die dazugehörige Gemeinwohlmatrix haben wir zum Beispiel als Vorlage für die Nachhaltige Destinationsentwicklung in Bayern genutzt. (In Bayern hat Gemeinwohl übrigens Verfassungsrang, aber das ist weder eine Voraussetzung für gemeinwohl-orientiertes Handeln noch eine Garantie dafür.) Die Gemeinwohl-Orientierung ist also die Grundlage, das „Wie“ oder vielleicht auch das „Warum“ hinter dem „Was“ des Lebensraum-Managements.

Nachhaltigkeit mag ebenfalls als Buzzword empfunden werden. Doch auch dahinter versteckt sich eine für mich grundlegende Herangehensweise für unser gesamtes zukünftiges Handeln. Genauso wie Lebensraum-Management kann sich Nachhaltigkeit nicht in Projekten erschöpfen. Vielmehr ist Nachhaltigkeit ein weiteres „Wie“, und muss die Basis unseres gesamten Handelns sein. Und darum kann auch Lebensraum-Management nur nachhaltig funktionieren.

Neue Ideen statt asketischem Verzicht

Das bekannteste Nachhaltigkeitsmodell ist wohl das der drei Säulen der ökologischen, ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeit. Es ist per se nicht schlecht, weil es den Fokus von der rein ökologischen Sichtweise auf eine umfassendere Perspektive weitet. Allerdings besteht genau darin auch die Schwäche dieses Modells.

Darum plädiere ich für das Vorrangmodell der Nachhaltigkeit. Dessen Prämisse: Keine Wirtschaft ohne Gesellschaft, keine Gesellschaft ohne Ökologie. Also: Ökologie zuerst. Die Kipppunkte, vor denen unser globales Ökosystem gerade steht, lassen für mich keine andere Schlussfolgerung zu. Die Wirtschaft, die in den letzten Jahrzehnten deutlich Vorrang hatte vor Gesellschaft und Natur, lässt sich im Zweifel wieder aufbauen. Unsere Umwelt wird uns diese Chance nicht geben.

Das 3-Säulen-Modell und das Vorrangmodell der Nachhaltigkeit. Illustration: Felix Müller (zukunft-selbermachen.de), CC-BY-SA 4.0
Das 3-Säulen-Modell und das Vorrangmodell der Nachhaltigkeit. Illustration: Felix Müller (zukunft-selbermachen.de), CC-BY-SA 4.0

Ich höre jetzt schon die ersten „Aber moralisierender Verzicht zerstört unseren Wohlstand“-Rufe. Wer mich kennt, weiß: Nichts läge mir ferner. Vielmehr müssen wir uns wieder ein positives Bild der Zukunft erarbeiten: Das alte Narrativ „Unsere Kinder sollen es einmal materiell besser haben“ ist schon lange auserzählt. Soziales statt materielles Wachstum – das wäre für mich ein schönes neues Ziel. Die Ressourcen, die wir dafür brauchen, können klug eingesetzt werden. Sharing Economy, Cradle to Cradle, Verantwortungseigentum – Ansätze dafür gibt es genug.

Zusammenarbeit ist der Weg in die Zukunft

Wenn soziales Wachstum ein Ziel sein könnte, ist es für mich auch der Weg dahin – denn der geht nur gemeinsam. Stadtplaner*innen, Regionalmanagement-Verantwortliche, Wirtschaftsfördergesellschaften – alle diese Aufgabengebiete können, ja müssen zur Lebensqualität der Menschen vor Ort beitragen. Wir Touristiker*innen sind da nur ein Player von vielen – und bei weitem nicht die ersten, die diese Idee hatten. (Das „Wir“ sage ich übrigens bewusst, auch wenn ich den ersten Teil meines Berufslebens mehr mit Regionalmanager*innen als mit DMOs zu tun hatte.)

Trotzdem glaube ich, dass wir im Tourismus einige Qualitäten haben, die wir in die Konzeption attraktiver Lebensräume einbringen können:

  • Wir wissen, wie Querschnittsaufgaben funktionieren. Tourismus ist eine, und Lebensraum-Management erst recht. Wir können Stakeholdermanagement, Kommunikation mit unterschiedlichen Akteuren und das Vermitteln zwischen Interessen.
  • Wir können Strategien entwickeln. Ganzheitlich und systemisch ans Lebensraum-Management ranzugehen ist die einzige erfolgversprechende Weise. Mit unseren Tourismuskonzepten haben wir dafür ganz gute Referenzen.
  • Wir haben seit jeher die Zielgruppen im Fokus. Die Bedürfnisse der Menschen im Blick zu haben liegt uns im Blut. Darum schaffen wir es auch, attraktive Produkte zu entwickeln. Und die müssen nicht nur für Tourist*innen spannend sein.
Zukunft geht nur gemeinsam. Foto: Snell Media
Zukunft geht nur gemeinsam. Foto: Snell Media

Was heißt das also? Was können wir als Touristiker*innen dazu beitragen, dass es den Menschen gut geht? Über das Primat der Ökologie habe ich ja schon geschrieben. Dies ist übrigens gerade für uns sinnvoll: Ohne Natur und Umwelt funktioniert unser ganzes Business nicht. Mobilität ist ein weiteres Thema: Öffentlicher Verkehr ist für Einheimische und Gäste durchaus noch ausbaubar. Stichwort Städte: Innenstädte als austauschbare Einkaufsstraßen haben ausgedient, genauso wie Vororte mit Reihenhaussiedlungen ohne Infrastruktur und Leben.

Wir können das tun, was Touristiker*innen so tun: Wir können Erlebnisse gestalten und Begegnungen ermöglichen. Nicht nur an den touristischen Hotspots, sondern für alle – in sogenannten Third Places und für alle Bevölkerungsgruppen. Das alles können und wollen wir nicht allein, noch nicht einmal federführend, sondern gemeinsam mit allen, die dazu beitragen können. Ohne Silos in den Köpfen – und am besten auch ohne Silos in den Strukturen.

Packen wir’s an

Ganz schön viel zu tun, oder? Ja, und das ist gut so. Schließlich wollen wir das, was die schönste Branche der Welt ausmacht, auch in lebenswerte Lebensräume einbringen. Und das geht meiner Meinung nach in Zukunft mit den oben genannten Prämissen:

  • Wir können keinen Tourismus mehr ohne Einheimische gestalten.
  • Wir brauchen neue Möglichkeiten, um Erfolg zu messen.
  • Quantitatives Wachstum kann nicht mehr das Maß aller Dinge sein.
  • Darum brauchen wir einen Systemwechsel, weil unser jetziges Wirtschaften genau darauf beruht.
  • Die Gemeinwohlökonomie kann ein Schlüssel sein, um diese Logik zu durchbrechen.
  • Lebensraummanagement und auf Gemeinwohl zielendes Handeln können nur nachhaltig funktionieren.
  • In der Nachhaltigkeit muss die Ökologie Vorrang vor der sozialen und der wirtschaftlichen Dimension haben.
  • Als Touristiker*innen können und wollen wir das nicht allein. Dazu brauchen wir alle öffentlichen Stellen, die Unternehmen und auch jede*n Einzelne*n.

Konkret bedeutet das ein wahnsinnig großes, aber auch unglaublich spannendes Aufgabenfeld. Ich freu mich drauf. Packen wir’s an.

ZukunftsIMPULS am 13.10.2022 – jetzt mit dabei sein.

Übrigens: Wenn du mit mir, Christoph Aschenbrenner, und Florian Bauhuber am Donnerstag, dem 13. Oktober 2022 9-11 Uhr über Gemeinwohl diskutieren möchtest, melde dich doch einfach zu unserem ZukunftsIMPULS an.