Oft berichten wir hier auf diesem Blog von verschiedenen Barcamps, zum Beispiel vom Tourismuscamp oder vom Niedersachsencamp. Bei diesen sind meist hundert bis hundertfünfzig Teilnehmer anwesend. Doch Barcamp geht auch anders. Nämlich in klein. So haben wir bei unserem letzten Coliving auf Sizilien das Barcamp-Format auf interner Ebene umgesetzt.
Bei früheren Colivings sah das eher so aus: Wir erarbeiteten die meisten Inhalte in der großen, kompletten Runde. Kleingruppen kamen zustande, wenn bestimmte Leute spezifische Themen gemeinsam erarbeiten wollten – organisierten sich dabei aber jeweils eigenständig. Das heißt: sie suchten sich die passenden Teilnehmer für ihr Thema und einen passenden Zeitpunkt.
Dieses Mal nun also ein echtes Barcamp.
Co-Working macht Spaß! Heute haben wir im Rahmen des #Tourismuszukunft Co-Living ein zweitägiges Barcamp gemeinsam mit unseren #TZizilien-Gästen Alex Hohenthaner, Hendrik Alberts und Fabian Betzendahl gestartet. Warum wir das im Barcamp-Format tun? Das verrät euch @KristineHonig! pic.twitter.com/G47n9UUV2Z
— Realizing Progress (@realizingpro) November 1, 2018
Internes Barcamp bei uns: Gestaltung
Wir waren nur in kleiner Runde bei unserem Coliving: Zehn Tourismuszukunftler sowie die drei Externen, Fabian, Alex und Hendrik. Also 13 Personen insgesamt.
Auf die Vorstellungsrunde und jeweils drei Hashtags verzichteten wir. Diese hatten wir bereits in einer anderen Form und einem anderen Rahmen abgehalten.
Die Sessionplanung jedoch lief wie bei den großen Barcamps: Themen wurden von den einzelnen Teilnehmern vorgestellt und das prinzipielle Interesse hieran in der Runde abgefragt. Danach verteilten wir die Sessions auf die Räume, sodass möglichst wenig ähnlich gelagerte Themen nebeneinander standen. An Räumen gab es bei uns nur zwei. Bei 13 Personen völlig ausreichend. Unsere Sessions beschränkten wir auf 45 Minuten inkl. des entsprechenden Raumwechsels.
Unsere Themen waren – typisch für ein Barcamp – sehr vielfältig und unterschiedlich:
- Erfahrungsaustausch:
- Welche Tipps und Tricks haben wir für Vorträge und Workshops? Was funktioniert gut?
- New Work: Welche Herausforderungen haben wir als einzelne Personen damit und welche Lösungsansätze gibt es?
- Vermittlung von Know-how:
- Facebook Ads – Deep Dive
- Youtube – organische Optimierung
- Instastory – how to?
- Snapseed – Tipps & Tricks
- Open Data – endlich verstehen
- Sales Graph – Die Revolution der Vermarktung
- Tourismuszukunft-Organisation:
- Wie wollen wir zukünftig mit unseren TZinnos, unseren sogenannten Innovationsmeetings umgehen? Und ja, da wird sich nicht nur der Name, sondern auch die Umsetzung ändern.
- Wir arbeiten an unterschiedlichen Orten – wie sorgen wir nicht nur für den fachlichen sondern ebenso für den emotionalen Austausch untereinander?
- Wie können wir unser Ringmodell optimieren?
- Wie wollen wir zukünftig mit dem Schweizer Markt umgehen?
- Projekte:
- Weiterentwicklung unserer Seminar-Reihe für digitale Gastgeber
Du siehst: Alles ganz wie bei einem normalen Barcamp. Darüberhinaus zeigte sich für mich hier noch einmal das Phänomen, welches ich schon oft auf kleinen regionalen Tourismusbarcamps beobachten konnte: Nahezu alle Themen sind für nahezu alle Teilnehmer interessant. Eben weil der regionale und der thematische Kontext prinzipiell der gleiche ist. Sind dann noch (nahezu) alle Teilnehmer aus dem gleichen Unternehmen, werden die Themen noch spezifischer und individuell relevanter.
#Tzizilien Update: Die ersten beiden Tage haben wir an internen Visionen und Zielen gearbeitet. Ab heute treffen unsere Co-Living-Gäste ein. Gruppenarbeit, individuelles Arbeiten und ein internes Barcamp: So sehen unsere nächsten Tage aus!
Und, ja: Es regnet wieder … ☔️🧐 pic.twitter.com/DIEJntuHpb— Realizing Progress (@realizingpro) October 31, 2018
Unsere Erfahrungen und Tipps für dein internes Barcamp
Wir waren teilweise selbst extrem positiv von unserem kleinen Mini-Barcamp überrascht. Dass das tatsächlich so gut funktionieren würde, war vorher nicht jedem klar. Hier noch ein paar Erkenntnisse aus unserer Erfahrung heraus sowie entsprechende Tipps für dich.
- Kleine Sessions sind meist die effektivsten. Schon alleine aus diesem Grund funktioniert ein Barcamp auch in kleiner Runde sehr gut. Kleinere Runden sind meist diskussionsfreudiger, tatsächlich jeder kommt zu Wort. Bei uns waren drei bis 13 Leuten in jeder Session – perfekt übersichtlich.
- Kleinrunden vermeiden „Lagerkoller“. Bei früheren Tourismuszukunft-Treffen saßen wir oft stundenlang in großer gemeinsamer Runde zusammen. Für einige bei uns im Team anstrengend und ab einem bestimmten zeitlichen Umfang auch stressig. Die Unterteilung in kleinere Runden entspannt dies sehr stark, Raumwechsel sorgen für Bewegung.
- Kleinrunden sorgen für Interesse der Teilnehmer. Wenn alle immer bei allem dabeisitzen, ist es logisch, dass jeder mal bei einem Thema dabei ist, das ihn oder sie nicht wirklich interessiert. Durch das Barcamp-Format waren nur Interessierte bei jeder Session dabei.
- Zeitliche Beschränkung schafft Fokussierung. Diskutierten wir uns bei früheren Treffen oft heiß, so führte die zeitliche Beschränkung auf maximal 45 Minuten dieses Mal zu einer deutlichen Fokussierung und einer stringenten Orientierung darauf, das entsprechende Thema innerhalb der Session anzuschließen und nachfolgende To do’s für dieses zu vereinbaren.
- Halbe Tage sind fein. Große Barcamps gehen meist über einen ganzen oder anderthalb Tage. Unser Barcamp verteilten wir quasi auf drei halbe Tage. Perfekt so. Durch die intensiven Diskussionen und die enge Taktung brachten die halben Tage bereits extrem viel Input hervor. Danach andere Dinge tun (individuelles Arbeiten, Arbeiten in der großen Runde oder auch ein Ausflug) sorgte für Entspannung und dazu, dass sich die erarbeiteten Dinge setzen konnten.
- Dokumentationen sind sinnvoll. Bei großen Barcamps geht es zu einem sehr großen Anteil um das miteinander-vernetzen. Gerade bei kleinen, internen Barcamps geht es jedoch stark um Problemlösungen sowie Austausch, von dem alle im Team profitieren können. Und klar, einige Sessions (z.B. How to?) benötigen auch keine Dokumentation. Andere dokumentierten wir erst einmal durch das Notieren von Stichpunkten, durch das Kleben von Klebezetteln, das Aufhängen eines Jahres-Zeitstrahls. Das Hantieren mit Stift und Papier sorgt dabei ergänzend dafür, die Session-Teilnehmer zu aktivieren.
Was bei uns funktioniert, funktioniert auch in anderen Unternehmen. Ich habe hierzu auf meinem persönlichen Blog, KristineHonig.de bereits vor einiger Zeit einen Beitrag über den Mehrwert interner Barcamps veröffentlich. Schau gerne mal rein, wenn dich das Thema interessiert. Oder melde dich einfach bei mir, wenn du Fragen hast.