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Internes Barcamp: Auch mit wenig Leuten ein Erfolg?

Oft berichten wir hier auf diesem Blog von verschiedenen Barcamps, zum Beispiel vom Tourismuscamp oder vom Niedersachsencamp. Bei diesen sind meist hundert bis hundertfünfzig Teilnehmer anwesend. Doch Barcamp geht auch anders. Nämlich in klein. So haben wir bei unserem letzten Coliving auf Sizilien das Barcamp-Format auf interner Ebene umgesetzt.

Bei früheren Colivings sah das eher so aus: Wir erarbeiteten die meisten Inhalte in der großen, kompletten Runde. Kleingruppen kamen zustande, wenn bestimmte Leute spezifische Themen gemeinsam erarbeiten wollten – organisierten sich dabei aber jeweils eigenständig. Das heißt: sie suchten sich die passenden Teilnehmer für ihr Thema und einen passenden Zeitpunkt.

Dieses Mal nun also ein echtes Barcamp.

Internes Barcamp bei uns: Gestaltung

Wir waren nur in kleiner Runde bei unserem Coliving: Zehn Tourismuszukunftler sowie die drei Externen, Fabian, Alex und Hendrik. Also 13 Personen insgesamt.

Auf die Vorstellungsrunde und jeweils drei Hashtags verzichteten wir. Diese hatten wir bereits in einer anderen Form und einem anderen Rahmen abgehalten.

Die Sessionplanung jedoch lief wie bei den großen Barcamps: Themen wurden von den einzelnen Teilnehmern vorgestellt und das prinzipielle Interesse hieran in der Runde abgefragt. Danach verteilten wir die Sessions auf die Räume, sodass möglichst wenig ähnlich gelagerte Themen nebeneinander standen. An Räumen gab es bei uns nur zwei. Bei 13 Personen völlig ausreichend. Unsere Sessions beschränkten wir auf 45 Minuten inkl. des entsprechenden Raumwechsels.

Tourismuszukunft: Session beim internen Barcamp
Tourismuszukunft: Session beim internen Barcamp

Unsere Themen waren – typisch für ein Barcamp – sehr vielfältig und unterschiedlich:

  • Erfahrungsaustausch:
    • Welche Tipps und Tricks haben wir für Vorträge und Workshops? Was funktioniert gut?
    • New Work: Welche Herausforderungen haben wir als einzelne Personen damit und welche Lösungsansätze gibt es?
  • Vermittlung von Know-how:
    • Facebook Ads – Deep Dive
    • Youtube – organische Optimierung
    • Instastory – how to?
    • Snapseed – Tipps & Tricks
    • Open Data – endlich verstehen
    • Sales Graph – Die Revolution der Vermarktung
  • Tourismuszukunft-Organisation:
    • Wie wollen wir zukünftig mit unseren TZinnos, unseren sogenannten Innovationsmeetings umgehen? Und ja, da wird sich nicht nur der Name, sondern auch die Umsetzung ändern.
    • Wir arbeiten an unterschiedlichen Orten – wie sorgen wir nicht nur für den fachlichen sondern ebenso für den emotionalen Austausch untereinander?
    • Wie können wir unser Ringmodell optimieren?
    • Wie wollen wir zukünftig mit dem Schweizer Markt umgehen?
  • Projekte:

Du siehst: Alles ganz wie bei einem normalen Barcamp. Darüberhinaus zeigte sich für mich hier noch einmal das Phänomen, welches ich schon oft auf kleinen regionalen Tourismusbarcamps beobachten konnte: Nahezu alle Themen sind für nahezu alle Teilnehmer interessant. Eben weil der regionale und der thematische Kontext prinzipiell der gleiche ist. Sind dann noch (nahezu) alle Teilnehmer aus dem gleichen Unternehmen, werden die Themen noch spezifischer und individuell relevanter.

 

Unsere Erfahrungen und Tipps für dein internes Barcamp

Wir waren teilweise selbst extrem positiv von unserem kleinen Mini-Barcamp überrascht. Dass das tatsächlich so gut funktionieren würde, war vorher nicht jedem klar. Hier noch ein paar Erkenntnisse aus unserer Erfahrung heraus sowie entsprechende Tipps für dich.

  • Kleine Sessions sind meist die effektivsten. Schon alleine aus diesem Grund funktioniert ein Barcamp auch in kleiner Runde sehr gut. Kleinere Runden sind meist diskussionsfreudiger, tatsächlich jeder kommt zu Wort. Bei uns waren drei bis 13 Leuten in jeder Session – perfekt übersichtlich.
  • Kleinrunden vermeiden „Lagerkoller“. Bei früheren Tourismuszukunft-Treffen saßen wir oft stundenlang in großer gemeinsamer Runde zusammen. Für einige bei uns im Team anstrengend und ab einem bestimmten zeitlichen Umfang auch stressig. Die Unterteilung in kleinere Runden entspannt dies sehr stark, Raumwechsel sorgen für Bewegung.
  • Kleinrunden sorgen für Interesse der Teilnehmer. Wenn alle immer bei allem dabeisitzen, ist es logisch, dass jeder mal bei einem Thema dabei ist, das ihn oder sie nicht wirklich interessiert. Durch das Barcamp-Format waren nur Interessierte bei jeder Session dabei.
  • Zeitliche Beschränkung schafft Fokussierung. Diskutierten wir uns bei früheren Treffen oft heiß, so führte die zeitliche Beschränkung auf maximal 45 Minuten dieses Mal zu einer deutlichen Fokussierung und einer stringenten Orientierung darauf, das entsprechende Thema innerhalb der Session anzuschließen und nachfolgende To do’s für dieses zu vereinbaren.
  • Halbe Tage sind fein. Große Barcamps gehen meist über einen ganzen oder anderthalb Tage. Unser Barcamp verteilten wir quasi auf drei halbe Tage. Perfekt so. Durch die intensiven Diskussionen und die enge Taktung brachten die halben Tage bereits extrem viel Input hervor. Danach andere Dinge tun (individuelles Arbeiten, Arbeiten in der großen Runde oder auch ein Ausflug) sorgte für Entspannung und dazu, dass sich die erarbeiteten Dinge setzen konnten.
Tourismuszukunft: Roadmap unserer geplanten Colivings. Ganz offline.
Tourismuszukunft: Roadmap unserer geplanten Colivings. Ganz offline.
  • Dokumentationen sind sinnvoll. Bei großen Barcamps geht es zu einem sehr großen Anteil um das miteinander-vernetzen. Gerade bei kleinen, internen Barcamps geht es jedoch stark um Problemlösungen sowie Austausch, von dem alle im Team profitieren können. Und klar, einige Sessions (z.B. How to?) benötigen auch keine Dokumentation. Andere dokumentierten wir erst einmal durch das Notieren von Stichpunkten, durch das Kleben von Klebezetteln, das Aufhängen eines Jahres-Zeitstrahls. Das Hantieren mit Stift und Papier sorgt dabei ergänzend dafür, die Session-Teilnehmer zu aktivieren.

 

Was bei uns funktioniert, funktioniert auch in anderen Unternehmen. Ich habe hierzu auf meinem persönlichen Blog, KristineHonig.de bereits vor einiger Zeit einen Beitrag über den Mehrwert interner Barcamps veröffentlich. Schau gerne mal rein, wenn dich das Thema interessiert. Oder melde dich einfach bei mir, wenn du Fragen hast.

 

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Marketing & Vertrieb Technik/ Web & Tech Technologie Trends

DACH-KG: auf dem Weg zum touristischen Knowledge Graph!

Am 18. Juli 2018 war ein historischer Tag. In Innsbruck fand das erste Treffen von DMOs & Forschungseinrichtungen mit dem Titel „Linked Open Data im Tourismus“  statt, um die Möglichkeiten und Notwendigkeiten für einen gemeinsamen touristischen Knowledge Graph zu diskutieren. Es wurden bewusst keine technischen Dienstleister von Datenbank-Lösungen oder Websites eingeladen, um frei von existierender Technik und ökonomischen Notwendigkeiten eine perfekte Lösung für die Branche zu erarbeiten! Heute, nach dem zweiten Treffen Ende Oktober, nennt sich diese Arbeitsgruppe DACH-KG (DACH steht für deutschsprachigen Raum; KG steht für Knowledge Graph) und hat ein erklärtes Ziel: einen touristischen Knowledge Graph für alle touristisch relevanten Daten im deutschsprachigen Raum zu schaffen. Dieser Blogbeitrag zeigt den aktuellen Arbeitsstand auf und visualisiert die Herausforderungen!

Warum gehen wir diesen Weg mit der DACH-KG?

Ich habe die Notwendigkeit der Zusammenarbeit bereits in meinem Blogbeitrag zu Open Data im Tourismus dargestellt. Um auch andere Menschen zur Wort kommen zu lassen, habe ich Elias Kärle vom Semantic Technology Institut in Innbruck gebeten, ein Statement abzugeben:

„Das Web erfindet sich mit schema.org gerade neu. Inhalte werden semantisch annotiert, dadurch können Softwareagenten, sogenannte Bots, das Web durchforsten und Inhalte verstehen. Die Zeiten, in denen Menschen unzählige Webseiten durchsuchen um entsprechende Information zu finden und zu extrahieren, sind vorbei. Sie beauftragen ihren
persönlichen Bot, Information zu finden, zu aggregieren und zu personalisieren und möglicherweise auch Dinge zu reservieren, zu buchen oder zu kaufen. Die Konsequenz: es wird für Informations-, Dienstleistungs- und Produktanbietern immer wichtiger, in diesen Kanälen gut hörbar und sichtbar zu werden, um den unternehmerischen Erfolg auch in Zukunft zu gewährleisten.“

Die Welt verändert sich – wir wollen sie allerdings nicht nur den großen Playern überlassen! Wir wollen nachhaltig den Tourismus verändern und haben dafür eine Vision entwickelt: (die des) EINEN offenen touristischen Knowledge Graphen.

Wer ist denn wir? Wer ist die DACH-KG?

In der DACH-KG arbeiten auf unsere Initiative hin touristische Organisationen und Forschungseinrichtungen aus Deutschland, Österreich und Südtirol zusammen. Bei den zwei Sitzungen waren Vertreter der Deutschen Zentrale für Tourismus, Österreich Werbung, IDM Südtirol, Tirol Werbung, Vorarlberg Tourismus, Thüringen Tourismus, Tourismus-Marketing Brandenburg, Rheinland-Pfalz Tourismus, AboutCities Niedersachsen, Allgäu, LTS Südtirol und der Hochschule Kempten. Wir tagten am Semantic Technology Institut an der Uni Innsbruck und durften nicht nur die Räumlichkeiten nutzen, sondern auch das vorhandene Know How. Elias Kärle mit seinem Team sind inhaltlicher Impulsgeber und stellen Tools zur Verfügung,  die die Umsetzungsschritte erleichtern und kontrollieren. Er spricht übrigens auch diese Woche beim Deutschen Tourismustag zu diesem Themenkomplex.

Teilnehmer der 2. Sitzung der DACH-KG-Arbeitsgruppe

Was ist ein Knowledge Graph?

Knowledge Graphen, oder einfacher gesagt eine im Netzwerk organisierte Wissensbasis, existieren bereits länger. Google startete mit der Veröffentlichung von Ergebnissen aus seinem Knowledge Graph im Mai 2012. Googles Knowledge Graph ist so präsent, dass er sehr oft als DER Knowledge Graph bezeichnet wird, obwohl es unendlich viele davon geben kann und bereits sehr viele andere existierende Knowledge Graphen gibt. Wissensbasen kann jeder aufbauen – Google hat sicher den bekanntesten. Schema.org, einfach aber technisch falsch ausgedrückt, füttert diesen Knowledge Graph von Google. Genauer gesagt bildet schema.org die Grundlage dafür, dass der Bot von Google, aber auch von anderen Akteuren, Informationen die auf Webseiten ausgezeichnet sind verstehen und sie in den Knowledge Graph integrieren kann – aber nicht muss.

Da wird das erste Problem schon offensichtlich – Google hat die Kontrolle über seinen Knowledge Graph und entscheidet welche Daten integriert werden, wie die Inhalte organisiert werden und bestimmt alleine über die Nutzung dieser Wissensbasis. Mit der Auszeichnung von schema.org füttern wir also die großen Player und machen sie noch stärker. Wollen wir das?

Warum braucht es den EINEN touristischen Knowledge Graph?

Der Ausweg hierzu bedeutet einen eigenen Knowledge Graph im Tourismus zu bauen, der offen für jeden zugänglich ist! Dadurch erhöhen wir die Chance auf echten Wettbewerb zu den großen Playern und betreiben Innovationsförderung. (Touristische) Startups und auch anderen Unternehmen benötigen in Folge keinen eigenen Bot, der ebenso wie Google und Co. touristische Webseiten crawlt, sondern können relevante touristische Daten an einer Stelle finden, interpretieren und nutzen. Gleichzeitig läutet dieser eine offene Knowledge Graph das Ende der Datensilos in und zwischen den Organisationen. Aktuell leben einige Dienstleister sehr gut davon, Daten hinter vermeintlich komplexen Schnittstellen zu verbergen – eine offenen Dateninfrastruktur löst unzählige operativ existierende Probleme, die es im Jahr 2018 nicht mehr geben sollte.

Welche Schritte sind jetzt zu tun?

Die Arbeitgruppe hat mehrere Arbeitsschritte erarbeitet, die im folgenden visualisiert sind.

Roadmap zum einen touristischen Knowledge Graph

Was das konkret bedeutet, wird in einem Living Paper ständig konkretisiert. Dieses Paper stellt die AG frei zum Download zur Verfügung. Jeder Akteur in der Branche soll über die Arbeitsschritte Bescheid wissen und sie nachvollziehen können. Wir wollen Transparenz in der Branche herstellen – niemand soll sagen können, er habe davon nichts gewusst. Insbesondere die Nutzung der gemeinsamen Domain Specifications ist ein zentraler Erfolgsfaktor, der in jede Ausschreibung oder technische Spezifikation in der Branche Einzug halten muss.

Wie geht es weiter für die DACH-KG?

Viele Teilnehmer und ihre Organisationen arbeiten gerade an der Umsetzung der ersten Arbeitsschritte (insbesondere Schritt 1). Parallel hierzu sammeln wir für Arbeitschritt 2 alle Ausprägungen und Datentypen, die im Schema.org-Vokabular fehlen. In der nächsten Sitzung am 19.2.2019 werden wir uns mit diesem Ergebnis beschäftigen, aber auch andere Aspekte in den Blick nehmen (Gemeinsame Sensibilisierung für das Thema; nächste Schritte mit den Big Playern). Das heißt es geht weiter, auch wenn es in den jeweiligen Ländern gerade Bestrebungen gibt das Thema auf nationaler Ebene zu diskutieren. Das ist auch gut so – wir brauchen Sensibilität und Aufmerksamkeit für das Thema Open Data – wir brauchen aber auch die eine gemeinsame Logik im deutschsprachigen Raum, vor allem für Arbeitsschritte 1 & 2!

Was kann ich jetzt tun?

Die Umsetzungsschritte gelten grundsätzlich für jeden Akteur im DACH-Raum. Jeder kann und sollte diese Schritte gehen. Wir unterstützen gerne beim Verständnisaufbau – entweder durch Vorträge und Workshops zum Thema Open Data oder der Umsetzung ganzer thematischer Tage, wie z.B. beim OpenDataDay an der Ostee.

Das heißt, folgende ToDos:

1.) Dokument downloaden! Lesen und nachvollziehen.

2.) Datenrechte (Stichwort CC-Lizenzen) der zu öffnenden Daten klären bzw. hinterfragen!

3.) Partner und Dienstleister auf den Weg mitnehmen.

4.) Domain Specifications an die jeweiligen Dienstleister aktiv kommunizieren.

5.) Mapping der vorhandenen eigenen Daten mit schema.org.

Feedback oder andere Gedanken und Wünsche – wir freuen uns über jede Anregung und jeden Dialog zu diesem Thema.