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Das Navi vernetzt sich – ein letztes Aufbäumen?

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Florian Bauhuber15. Sep 2011

Bisher hatten Navigationssysteme eigentlich nur eine Aufgabe: Das Auto inklusive Passagieren schnell, sicher und bequem von A nach B zu bringen – sowohl A als auch B waren dabei bei Fahrtantritt bekannt.

Diese reine Transportaufgabe wird immer besser erfüllt; moderne Navigationssysteme wissen, wie stark und schnell eine Straße zu welcher Tageszeit befahren wird, erkennen Staus und Blitzer und sorgen für eine angenehme Fahrt. Einfluss auf die Destinationswahl nahmen sie bisher jedoch nicht.

Auf der IFA 2011 stellte TomTom nun das erste Navigationssystem vor, das das Reiseverhalten so beeinflussen dürfte, wie Daniel es sich 2009 erträumt hat.

Mit diesem kann man nicht nur seine voraussichtliche Ankunftszeit twittern und nach dem Wetter unterwegs und am Zielort schauen, sondern auch verschiedene Location Based Services nutzen: Sie dienen hauptsächlich der Beschaffung von Informationen und Bewertungen zu Hotels, Restaurants und Sehenswürdigkeiten und dürften einigen Einfluss darauf nehmen, was man wo vor Ort tatsächlich tut. Aber auch wo man ist, wenn man nichts tut wird beeinflusst, denn über die Expedia-App und die Freisprechfunktion lässt sich ein Bett im Hotel buchen. Dadurch, aber vor allem durch die Bewertungen wird das Navi als „Reiseleiter“ relevanter als das im Frühjahr von Daniel beschriebene Navi mit Google Earth- und Wikipedia-Anbindung.

TomTom Live Dienste

TomTom bindet mit fürs Auto angepassten Apps zu Twitter, Yelp, Expedia, Tripadvisor, den Gelben Seiten und Google Places gleich mehrere Anbieter ein, um touristisch relevante Informationen über die Destination anzubieten. Hier wird Content extern von Anbietern bezogen, die sich bei der Kundschaft bereits ein gewisses Vertrauen erarbeitet haben. TomTom nennt diese Entwicklung, sich mit anderen Diensten zu verknüpfen „Connected Navigation“.

Mobiler Preisvergleich Tankstelle TomTom Fuel Prices

Im deutschsprachigen Raum derzeit nicht aktiviert ist der gut durchdachte Tankstellen-Preisvergleich, der wohl die Killerapp des Navis werden dürfte. Denn während der Sinn der Tankstellensuche schnell einleuchtet, ist es fraglich, wie gut die Idee ist, den Fahrer dazu zu bringen, sich am Steuer mit mehreren Apps auseinander zu setzen um Örtlichkeiten und ihre Bewertungen miteinander zu vergleichen.

Hat der Nutzer Zeit, sich damit zu beschäftigen, oder wird die Aufgabe von einem Mitfahrer übernommen – wie es TomTom im Werbevideo zeigt – dürfte sich hier ein Smartphone wesentlich besser eignen. Smartphones unterliegen herstellerseitig kaum Restriktionen, bieten um das hunderttausendfache mehr Apps, sind softwareseitig immer auf dem neuesten Stand, haben einen kürzeren Lebenszyklus als Navis, sind in der Benutzung vertraut und vor allem: Man hat sie schon in der Hosentasche. Ein Oberklasse-Navi kostet  über 300€. Die Autofahrer wissen das, und so sinken die Verkaufszahlen von Navigationssystemen, während Smartphones gerade weggehen wie warme Semmeln.

Für diese gibt es kostenpflichtige, featurereiche Lösungen wie die von Sygic und Navigon. Wer jedoch von Navigation auf dem Handy spricht, spricht meist von Navigation über Google-Dienste. Google hat das Ziel, ortsrelevante Informationen zu sammeln, um relevante Werbung dazu anzeigen zu können. Der Preisvergleich fehlt zwar noch, aber das Tankstellensymbol in der Google Places App ist prominent platziert – gleich unter dem für „Attraktionen„. Das Buchen von Hotels und das Anzeigen von Wetterinformationen ist zwar noch nicht mobil möglich, aber am PC geht es schon. Staudaten werden beim Navigieren schon jetzt miteinbezogen, ständig gibt es neue Updates.

Unsere These: Smartphones nehmen Navis die Butter vom Brot, indem sie alles können, was diese können – selten besser, aber immer gut genug.

Das Navigationssystem stirbt. Wieder ein Tod der durch Google ausgelöst wird?

Viele Grüße,
Florian

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Florian Bauhuber Geschäftsführer | Change Maker | Mentor

Florian Bauhuber ist Geschäftsführer des Experten-Netzwerks Realizing Progress. Bereits seit dem Jahr 2006 berät und begleitet er gemeinsam mit seinen Kolleg*innen unzählige Akteur*innen, die sich mit der Zukunft von Tourismus, Standorten und Lebensräumen beschäftigen. In seinem Fokus stehen dabei unterschiedliche Beratungsschwerpunkte: #ServiceDesign #Change #Nachhaltigkeit #DigitalStrategie #OpenData #Innovation

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