Spiegel Online, Die Welt, Berliner Morgenpost, Focus Online, Mittelbayerische Zeitung und viele andere berichten seit vergangener Woche über die Veränderung des Tourismus durch Portale wie Foursquare, Yelp oder Google Places. Und ich bin mittendrin? Warum jetzt? Was ist der Hintergrund?
Vor zwei Wochen erhielt ich einen Anruf – von Benno Schwinghammer von der Deutschen Presse Agentur (dpa). Er hat über eine Empfehlung erfahren, dass ich ein Experte für die Veränderung des Tourismus durch digitale Medien bin. Er lebt in Berlin und hat festgestellt, dass Touristen abseits der ausgetretenen Pfade (definiert durch Reiseführer & Tourismusinformationen) gesichtet werden und Geheimtipps im Netz identifizieren und auch besuchen. Ich schilderte ihm meine Meinung – daraus wurden folgende Zitate, die z.T. auch im Artikel auftauchen:
„Der Tourismus hat sich dadurch schon verändert“
„Seit sechs, sieben Jahren sehen wir, dass die Bewertungsportale relevant sind“
„Das [die Veränderung] geht stark einher mit der Entwicklung von Smartphones“
„Da sind wir in Deutschland noch sehr jungfräulich.“
„Man sucht eigene Pfade. Man will generell eher alleine sein und nicht von Touris umgeben sein.“
„Dadurch verändern sich touristische Attraktionspunkte.“
Immer die gleichen Fragen
Gerne formuliere ich aber, was meine Thesen sind – nachdem gestern sowohl RTLaktuell als auch Bayern 3 auf das Thema aufgesprungen sind und immer die gleichen Fragen stellen:
1. Wie vertrauenswürdig sind Insidertipps bzw. Internetbewertungen?
2. Werden die herkömmlichen Reiseführer bald überflüssig?
3. Wollen Urlauber wirklich alles vorgekaut bekommen – wo bleibt die Abenteuerlust?
4. Eine Empfehlung: Fluch oder Segen? Macht die plötzliche Berühmtheit einen Geheimtipp auch kaputt?
Die Antworten auf alle Fragen
1. Natürlich sind sie das! Vor allem je mehr Akteure ein Objekt bewerten und je aktueller diese Bewertungen sind! Vor allem wenn es Bewertungen von Freunden und Bekannten sind – Portale wie Tripadvisor nutzen diesen Vertrauensvorschluss des Social Graphs und integrieren via Facebook Connect diesen Informationen.
2. Nein, sie werden nur via digitaler Repräsentationsflächen (z.B. Apps, Kindle) ihre Leserschaft erreichen. Und ein paar Haptik-Fetischisten werden noch Reiseführer kaufen. In Zeiten in denen die EU-Kommission Roaming-Kosten auf dem Kieker hat, wird es für digitale Tools immer einfacher den Weg zum Leser zu finden – auch während der Reise.
3. Ja, wollen sie. Sicherheit ist in diesem Fall wichtiger als Individualität! Spätestens nach dem zweiten Touristen-Falle wird sich jeder Tourist überlegen, ob es nicht besser ist, sich für die Validierung auf Bewertungsportale zu verlassen. Bei Hotels sehen wir diese Validierung schon länger – warum also nicht bei Gastro und POIs – alles eine Frage des Zugangs! Und dieser wird dank Smartphones und Wlan immer einfacher.
4. Natürlich kann diese positive Reputation im Netz auch dazu führen, dass die Qualität der Leistung aufgrund Crowding sinkt. Aber theoretisch führt dieses mehr an Transparenz zu einer Erhöhung der Qualität – kein touristischer Hotspot kann es sich heute mehr leisten schlecht bewertet zu sein.
Freu mich auf Eure Gedanken!
Liebe Grüße,
Florian
Noch ein Nachtrag: Schön, dass der Artikel via #dpa so oft aufgegriffen wurde … auch wenn Stefan Niggemeier dieses Content-Sharing als kritisch empfindet. Wir generell auch… aber in diesem Fall sind wir opportunistisch! 😉