Klaus Bechtold, Gründer und Geschäftsführer von GPSies.com, einer der bekanntesten & innovativsten GPS/Routen-Web2.0-Plattformen im Internet, stand uns diese Woche für ein Interview zur Verfügung. In diesem Interview konzentrierten wir uns vor allem auf die Gründertätigkeit und die Probleme in diesem Prozess. Herzlichen Dank an Klaus Bechtold für die Zeit und die ausführlichen und tiefgreifenden Antworten und Tipps, die Probleme und Trends offensichtlich und anschaulich aufzeigen.
Tourismuszukunft: In einem Satz – was unterscheidet die Firma von Ihrer Konkurrenz (USP)?
Klaus Bechtold: Das Portal GPSies.com bietet mit derzeit über 50.000 Routen die meisten Innovationen und Funktionen in der Branche der Routenportale und zeichnet sich durch eine hervorragende Anwendungsvielfalt und leichte Bedienbarkeit aus.
Tourismuszukunft: Wie lang wurde an der Idee entwickelt, bis sie offiziell gelauncht wurde?
Klaus Bechtold: Die Idee kam sehr spontan. Ich bin begeisterter Läufer, Software-Entwickler in der Internet Branche und „GPS-Versteher“ in Personalunion und suchte eine Möglichkeit, kostenlos meine gelaufenen
Strecken darzustellen. Da es so etwas noch nicht gab, entwickelte ich GPSies.com – der erste Prototyp stand nach nur 4 Wochen. Alle weiteren Funktionen wurden von der Internet Community „gewünscht“ – und ich habe es nach und nach entwickelt.
Tourismuszukunft: Wer oder was hat bei der Gründung geholfen (z.B. Netzwerke, Kontakte, DRV etc.)?
Klaus Bechtold: Im Prinzip ist GPSies.com eine private Initiative und läuft quasi nebenher. Daher kann man die Gründung nicht mit konventionellen Startups vergleichen. Wenn es um die Inhalte bzw. um die Weiterentwicklungen ging, da hat die Internet Community einen wesentlichen Teil dazu beigetragen, GPSies.com so zu prägen, wie es sich heute darstellt. Leider hatte ich kaum Unterstützung von den GPS Geräte Herstellern bekommen. Garmin, Magellan und Co. sind derzeit zu stark mit dem rasant wachsendem Markt beschäftigt, dass sie Portalen wie GPSies.com nicht die notwendige Beachtung schenken, was ich für einen großen Fehler halte.
Tourismuszukunft: Was sind die drei größten Probleme für junge Touristiker beim Gründen?
Klaus Bechtold:
1. Finanzierung
Um ein solches Portal ernsthaft zu betreiben, muss die Finanzierung auf mindestes 1 Jahr gesichert sein. Erst nach diesem ersten Jahr, wenn sich der Bekanntheitsgrad erhöht hat und das Portal sich einen Namen geschaffen hat, können Kooperationen und Partnerschaften geschlossen werden.
2. Zielgruppe
Die Zielgruppe in diesem sehr stark wachsendem Segment wächst zur Zeit langsamer mit und darf nicht mit komplizierten Funktionen überstrapaziert werden. Frei nach dem KISS-Prinzip: „Keep it simple and stupid“.
3. Inhalte
Das „A“ und „O“ eines Routenportals sind natürlich die Inhalte, bei GPSies.com sind das die Strecken. Die ersten 1.000 Strecken zu bekommen war am Schwierigsten und hat etwa ein halbes Jahr gedauert. Zur Zeit
werden alle 3-4 Tage 1.000 Strecken erstellt, Tendenz stark steigend.
Tourismuszukunft: Welche grundlegenden Technologien und Entwicklungen werden die Tourismus-Branche in den nächsten 5 Jahren nachhaltig verändern? und wieso?
Klaus Bechtold: Die Tourismusbranche wird von den neuen Medien, im Besonderen von GPS und mobilen Diensten profitieren, sofern sie sich darauf einstellt. GPS-Strecken bzw. Tracks als Download werden so normal werden wie Landkarten (ich persönlich werde neben dem GPS trotzdem immer eine Landkarte dabei haben). Neben den reinen Strecken werden die Wegepunkte oder POIs (Points Of Interests) eine immer größere Rolle spielen. Die Wegepunkte am Rande der Strecke weisen den Touristen auf Sehenswürdigkeiten hin, spielen dazu einen kleinen Film ab und weisen nebenbei auf Herbergen und Restaurants hin. Ende diesen Jahres sollen ca. 80 Prozent aller neuen Handys mit GPS ausgestattet sein – da werden Inhalte wichtiger den je. Die Inhalte werden dem Touristen vor Ort als standortbezogene Dienste (Location Based Services) bei Bedarf angeboten – eine riesen Chance für Telekommunikationsunternehmen und Touristikanbieter.
Tourismuszukunft: Welche Fehler sollen von Entrepreneurs nicht nochmal wiederholt werden! Wo liegen die beliebtesten Fallstricke?
Klaus Bechtold: Der größte Fehler, den man machen kann, ist, wenn man die Materie nicht zu 100 Prozent kennt. Man braucht im Gründungsteam alle Genres: Konzepter, Vermarkter, Gestalter, Programmierer und was oft vergessen wird, einen, der die Anwendung tatsächlich benutzt. Im Falle eines Routenportals kann dies ein Wanderer oder Sportler sein, der im Team mitarbeitet und wichtige Impulse zur Verbesserung beisteuert.
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