Das 2. Niedersachsencamp der about cities ist Geschichte. Toll war es!
Gerne wird gefragt, worüber auf so einem Barcamp eigentlich geredet wird. Natürlich genau darüber, worüber die Teilnehmerinnen und Teilnehmer selbst gerne reden möchten. Das macht ja schließlich so ein Barcamp aus: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bestimmen das Programm selbst und tauschen sich gemeinsam über die gewünschten Inhalte aus. Letzte Woche durfte ich das 2. Niedersachsencamp moderieren. Um einen Gesamtüberblick über die Stimmung, die Themen und die Art der Diskussionen zu erhalten, schnupperte ich in nahezu alle Sessions hinein. Überall ein paar Minuten, dann weiter in den nächsten Raum. Die folgenden Informationen können somit nur Streiflichter sein, bieten aber wohl einen ganz guten Eindruck.
Stadtrundgang durch Celle
Wie schon vor einem Jahr festgestellt: Das Treffen bereits am Vortag zum Barcamp ist wunderbar. Es sorgt dafür, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich gegenseitig kennenlernen können, ebenso wie die das Barcamp ausrichtende Stadt. In diesem Jahr waren wir zu Gast in Celle. Hier ein allgemeines Fazit zur Stadt:
- Es gibt ganz viel Fachwerk.
- Es gibt aber auch ganz viel Bauhaus, dem Architekten Otto Haesler sei Dank.
- In Celle wird über Bienen geforscht.
- Das Bomann-Museum Celle bietet verschiedene thematische Rundgänge, um einen Einblick in Stadt und Umland zu erhalten.
- Das Kunstmuseum ist 24 Stunden am Tag geöffnet – da die Lichtkunst zum Teil außen am Gebäude angebracht ist.
- Einen französischen Garten haben sie auch noch, die Celler.
- Und: es gibt sehr enthusiastische Leute, die Besuchern genau diese Highlights engagiert näher bringen.
Aber genug von Celle. Mehr über die Barcamp-Themen findet ihr generell auf Twitter (wenn auch nicht soooo viel). Oder in Kurzform auch hier:
Sessions zu Kommunikation
- Pressearbeit für Städte/Destinationen: Ein wichtiges Fazit ist hier, dass die Innenkommunikation immer wichtiger wird. Das bedeutet auch, dass weniger Zeit für die Akquise großer Medien vorhanden ist. Wobei sich hier generell die Frage stellen sollte: Welche Medien sind denn relevant? Muss es unbedingt gleich die DB mobil oder die Süddeutsche Zeitung sein?
- Destinationsmarke: Auch hier wurde festgestellt, dass die Innenkommunikation bei der Umsetzung einer erfolgreichen Markenstrategie einen immer höheren Stellenwert bekommt. Nur, wenn Destinationen es schaffen, auch intern ein klares Bild von sich selbst zu entwickeln und zu leben, kann dies auch zum Gast transportiert werden. Viele Städte und Regionen setzen deshalb auf partizipative Prozesse.
- Facebook: Destinationen veröffentlichen vor allem Inhalte mit Informationen und Produkten. Die Fans wollen Inhalte, passend zur Marke, Emotionen.
- Mediabudget: Die Grundlage dafür, was und wieviel in Print und Online fließen sollte, bildet eine klare Strategie. Wen will ich eigentlich ansprechen, wer ist meine Zielgruppe? Das können zum einen bestehende Gäste sein, aber zum anderen ebenso eine völlig neue Zielgruppe (für welche ich dann jedoch auch entsprechende Produkte benötige….). Wenn du weiß, wen du ansprechen willst, solltest du schauen, wo du den- bzw. diejenige erreichst, auf welchen Kanälen, mit welcher Tonalität.
- Gästewohlgefühl jenseits der Sterne: „Bisher hat sich noch keiner beschwert“ soll das neue Buch von Monika heißen. Sie teilt darin ihre Erfahrungen mit unterschiedlichsten Gastgebern. „Das Navi hat den Weg hierher nicht gefunden.“ – „Ja, das Problem kennen wir, geht vielen so.“ Hmpf. Ob die Ankunft bei der Unterkunft, Badezimmer, Frühstück – alle Bereiche werden unter die Lupe genommen, inklusive konkreter Tipps zur Verbesserung. Wie wäre es damit, einfach mal selbst im eigenen Hotelzimmer oder der eigenen Ferienwohnung als Gast zu übernachten?
Sessions rund um Fotowelten
- Bildsprache im Tourismus: Was sagt dein Bild wirklich? Passt der Text dazu oder entsteht eine Text-Bild-Schere, die nicht zusammengeht? Ein Styleguide für Fotografen hilft, dass am Ende die Fotos entstehen, die du auch tatsächlich willst und macht es ebenso für die Fotografen einfacher. Und: Zeigt die Realität! Es regnet oft bei dir? Dann zeige das auch auf Fotos. Ebenso ein Thema: Früher sollten unbedingt Leute aufs touristische Foto, heute – DSGVO sei Dank – wird eher überlegt, wie die gewünschte Bildaussage auch ohne Personen dargestellt werden kann.
- Instagram: In dieser Session gab es wesentliche Einblicke, wie man gute Accounts und Accounts mit Fake-Usern auseinander halten kann. Im Rahmen der Session erwähnt: Dieser Blogpost von Ben Rüegg, der dies sehr gut zusammenfasst. In einer weiteren Session wurde es praktisch: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer tauschten sich nicht nur darüber aus, welche Instastories wie gut funktionieren, sondern testeten auch gleich selbst die Veröffentlichung von diesen.
Sessions mit Bezug zu Technik
- Open Data: Was ist das eigentlich? Was heißt strukturierte Daten? Und wofür braucht man das? Und wie macht man das? Gleich zwei Sessions gab es zum Thema. Hier zwei Linktipps: Open Data in DMOs von Florian sowie die Creative Commons auf Wikipedia.
- App im Tourismus: Wolfenbüttel gibt Einblicke, was ihre Tourismus-App so enthält. Unter anderem: Virtual Reality.
Sessions rund um Kooperationen
- Tourismus & Krimis: Atout France macht es vor: Pressereisen zu Krimiautoren, Präsentation auf der Frankfurter Buchmesse, Initiierung von Blogbeiträgen mit Autoren… – Tourismus kann sehr breit gedacht werden.
- Wie bekomme ich Partner in Bewegung, wie bewege ich sie zur Teilnahme? Immer wieder ein Problem, immer wieder schwierig. Die Lösung ganz oft: Persönlicher Kontakt.
- Blogger & Influencer: Ja, dieses Thema gibt es fast auf jedem touristischen Barcamp. Und dass noch immer hierüber diskutiert wird, zeigt einmal mehr, dass dieses Thema noch immer bewegt. Generelles Fazit der Session: Redet miteinander! Sagt, was ihr erwartet, was ihr euch wünscht. Und: Macht euch vorher bewusst, was eigentlich euer Ziel ist – braucht es zu dessen Erreichung dann letztlich Blogger oder Influencer?
- Mikroabenteuer & -influencer: Es müssen nicht immer die gleichen 10 Top-Highlights der Stadt sein. Wie wäre es damit, auch mal die kleinen Dinge zu entdecken? Als ich in diese Session hineinschnupperte, redete man gerade über Friedhöfe. Warum nicht? Auch hier mit erwähnt: Der Reiseführer des Zufalls – passend für alle Städte und eine verdammt gute Idee, eine Stadt mal anders zu erleben.
Und sonst so…
Neben den oben genannten Themen ging es um Trends in the City, Tourismusfinanzierung, digitale Stadtführungen, Sicherheit auf Weihnachtsmärkten, Schulmarketing, Buchungssysteme… Du siehst: ganz vielfältig. Bei einigen Sessions platzte der jeweilige Raum fast aus den Nähten, bei anderen saßen fünf Leute zusammen. Aber: Völlig okay so, genau das ist Barcamp. Und gerade in Niedersachsen zeigte sich auch wieder einmal: Barcamp steht für sehr offene Diskussionen, für Austausch, für Gespräche auf Augenhöhe. Und für ganz viel Barcamp-Liebe!
Und so bleibt mir zum Schluss nur zu sagen: Es war uns ein Fest und wir freuen uns sehr, dass auch für 2019 erneut ein Niedersachsencamp geplant wird. Mal sehen, in welcher Stadt wir dann sind und welche Themen dort auf dem Sessionplan landen.
Danke an die Stadt Celle fürs Ausrichten des Barcamps. Danke an die about cities für die Organisation. Danke an TourismusMarketing Niedersachsen für das Platin-Sponsorship sowie an alle Premium-Sponsoren und Unterstützer. Und danke natürlich an die Teilnehmer, welche dieses Barcamp zu dem gemacht haben, was es war.