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Barcamp der IHK Mittlerer Niederrhein: Erfahrungen & Stärken dieses Formates

#tcniederrhein, Barcamp, IHK Mittlerer Niederrhein, TourismusCamp Niederrhein

Kristine Honig20. Dez 2016

Im kommenden Jahr unterstütze ich die IHK Mittlerer Niederrhein bereits das dritte Mal bei ihrem Tourismuscamp Niederrhein. Auch wenn unser eigenes Tourismuscamp im Januar bereits zehn Jahre alt wird, ist das Veranstaltungsformat Barcamp noch nicht wirklich überall im Tourismussektor angekommen. Und dabei bietet dieses so viele Vorteile.

Deshalb gibt es heute ein paar Einblicke von Tanja Neumann. Tanja ist Referentin Internet und Multimedia bei der IHK Mittlerer Niederrhein. Sie berät Mitgliedsunternehmen in Sachen Internet und Multimedia. Außerdem hat sie die Aufgabe, solche wunderbaren Veranstaltungen wie Barcamps zu organisieren (neben dem Tourismuscamp Niederrhein auch das eMarketingCamp).

Referentin Internet und Multimedia – und dann Veranstaltungen organisieren, also Offline-Treffen? Genau. Denn Barcamps sind generell sehr eng mit der digitalen Szene verbunden. Die Teilnehmer kommen oft aus dem digitalen Umfeld. Und auch die Themenauswahl orientiert sich meist sehr stark an Online und Co. Und dennoch sind Barcamps ebenso interessant für alle, die sich mit dieser Materie bisher noch nicht so stark beschäftigt haben.

 

Tanja, ihr veranstaltet das Tourismuscamp Niederrhein im kommenden Jahr bereits zum dritten Mal. Was hat euch 2015 dazu bewegt, dieses – für IHK-Verhältnisse doch recht neue – Veranstaltungsformat zu nutzen?

Tanja: „Wir hatten zuvor unser erstes IHK Barcamp zum Thema Onlinemarketing umgesetzt, und die teilnehmenden Unternehmen waren begeistert. Das inspirierte uns, das Format weiter auszubauen. Bei meinen Beratungen lerne ich immer wieder Firmen aus der Tourismusbranche kennen. Hier häuften sich 2015 viele Anfragen rund um die Themen Websitegestaltung, neue Socialmediaplattformen, und es gab große Fragezeichen, wie man sich als Unternehmen der Tourismusbranche zukunftssicher digital erfolgreich aufstellen kann. So war die Idee geboren, ein Tourismuscamp für den Niederrhein umzusetzen.“

„Die teilnehmenden Unternehmen waren begeistert“ – eine Erfahrung, die auch ich immer wieder bei diversen Barcamps mache. Am Ende des Tages schaut man überall in leuchtende Augen, in Gesichter, welche die vielen neuen Impulse und Ideen verarbeiten.

Sessionplanung Tourismuscamp Niederrhein
Sessionplanung Tourismuscamp Niederrhein

 

Wie haben eure Partner in der Region auf dieses neue Format reagiert? Sowohl vor dem ersten Barcamp (ohne zu wissen, worauf sie sich einlassen) als auch nach diesem?

Tanja: „Das Format vom klassischen Zeitfenster am Wochenende und dann von zweitägig auf eintägig umzusetzen, ist für den klassischen Barcamp-Teilnehmer sicher ungewöhnlich. Für eine Adaption des Veranstaltungsformats in die Unternehmerwelt war dieser Schritt jedoch unerlässlich. Kaum ein Unternehmer kann sich zwei Tage für ein Barcamp frei nehmen und in der Tourismusbranche am Wochenende schon mal gar nicht. Das heißt, dass wir das Veranstaltungsformat in dieser Hinsicht etwas umgemodelt haben. Ansonsten blieb das Format an sich bestehen.

Die Bewerbungsphase lief schleppend an. Das kostenfreie Barcamp zu vermarkten war schwieriger, als ich gedacht hatte. Warum? Der Esprit eines Barcamps ist schlecht zu vermitteln. Und eine Veranstaltung ohne Themenankündigung wirft Fragezeichen auf, was einen dort erwartet. Nach Bewerbungsstart klingelte mein Telefon sehr intensiv, und ich hatte die Chance, per Telefon das Format zu klären und Teilnehmer zu gewinnen.

Knapp 100 Teilnehmer meldeten sich zum ersten Barcamp an, und wir waren sehr gespannt, wie es ankam. Die teilnehmenden Unternehmen waren begeistert! Und dann waren wir es auch. Der Austausch, die Wissenserweiterung und das Netzwerken sind anders als bei anderen Veranstaltungsformaten. Barcamps punkten vor allem dadurch, dass man selbst seine Themen und Anliegen einbringen kann und gemeinsam Lösungen und kreative Ideen entwickelt. Statt Powerpoint-Berieselung gibt es Workshops zum Mitmachen und zur Inspiration. Und genau das begeistert die Unternehmen, weil es anders und wesentlich effektiver ist, als eine Fachkonferenz zu besuchen. Wir haben beim get-together bis 22 Uhr abends auf einer Terrasse zusammengesessen und neue Ideen geschmiedet.“

Ihr seht: So ein Barcamp bietet enorme Vorteile. Ihr kommt in direkten Kontakt zu anderen Akteuren aus eurer Region. Und das in einem lockeren Umfeld, was die Vernetzung wesentlich einfacher macht, als bei einer Konferenz. Zum einen bekommt ihr dadurch einen guten Eindruck, wie andere Unternehmen mit vergleichbaren Herausforderungen umgehen. Zum anderen könnt ihr euch als Unternehmen mit den lokalen und regionalen Organisationen austauschen. Schon oft ist hierdurch ein größeres Verständnis für die Arbeit des jeweils anderen entstanden.
Und da ihr eure eigenen Themen einbringen könnt, wird auf jeden Fall über eure Fragestellungen gesprochen. Übrigens: Ein Thema einbringen muss nicht unbedingt heißen, dass ihr die Moderation einer Session übernehmt. Ihr könnt auch eine offene Frage in den Raum werfen und jemand anders übernimmt die Moderation der Session.
Und: Da jeweils mehrere Sessions – also unterschiedliche Themen – nebeneinander laufen, ist auf jeden Fall in mindestens einem Raum ein Thema dabei, welches euch interessiert.

Sessionplan Tourismuscamp Niederrhein 2015
Sessionplan Tourismuscamp Niederrhein 2015

Wie sieht die Entwicklung vom ersten Tourismuscamp Niederrhein über das zweite hin zum dritten kommenden aus? Was hat sich über diese drei Jahre hin verändert?

Tanja: „Die Feedbackkultur eines Barcamps haben wir auch uns zu Nutze gemacht. Nach dem ersten Barcamp in der Abschlussrunde baten wir um Rückmeldung zu Durchführung, Bewerbung, Ort, Zeit – zu allem, was für eine Veranstaltung wichtig ist und wo wir uns verbessern können. Es stellte sich schnell heraus, dass August und mitten in der Woche kein gut gewählter Zeitpunkt für ein Barcamp ist. Seitdem richten wir das Tourismuscamp wunschgemäß  im Februar an einem Montag aus, was abgestimmt mit der Branche so viel besser terminiert ist.

Beim zweiten Barcamp haben wir auf Wunsch mehr Werbung in den Niederlanden gemacht, um grenzüberschreitende Themen der Tourismusbranche aufgreifen zu können.

Die wesentlichste Änderung ist allerdings, dass wir zur Bewerbung vor dem Barcamp vier bis fünf Sessions ankündigen. Mit ein paar festen Themen gewinnt man Barcamp-Neulinge – und  die Teilnehmer haben so eine konkretere Vorstellung,  was sie am Veranstaltungstag erwartet. Wir bleiben dem Barcamp-Spirit – dass mit den Füßen abgestimmt wird, also jedes Session-Thema auch mit Handzeichen gewählt wird – zwar treu, aber die Praxis hat uns gezeigt, dass wir mit der Themenauswahl und Vorabankündigung einiger Themen mehr Erfolg haben und der Teilnehmer damit mehr anfangen kann.“

Welche Themen am 6. Februar 2017 auf der Agenda stehen? Es wird um Online-Vertrieb gehen, um die Optimierung der eigenen Website, um Hashtags, Facebook und die Kooperation mit Bloggern. Und eben um alle eure eigenen Themen.

Und übrigens: hier kannst du schon mal einen Blick werfen, wer sich bisher alles zum Tourismuscamp Niederrhein 2017 angemeldet hat. Du fehlst noch auf der Liste? Dann ab zur Anmeldung.

 

Viele Organisationen trauen sich nicht so richtig an das Format Barcamp heran. Weil dieses für die verschiedenen Partner zu unbekannt ist und weil sie Angst vor der Unvorhersehbarkeit/der Unplanbarkeit haben. Was ist euer Tipp an diese Organisationen?

Tanja: „Wird die Sessionplanung eröffnet, bin ich selbst immer wieder aufs Neue nervös. Wird sich die Agenda des Tages füllen? Was ist, wenn keiner eine Session halten will? Inzwischen weiß ich: Alles wird gut. Es ist bisher noch nie ein Themenslot offengeblieben. Meine Tipps für Neulinge in der Barcamp-Planung:

– Besuche selbst ein Barcamp als Teilnehmer!
Am besten zwei oder drei. Ich erlebe immer wieder, dass ein Barcamp veranstaltet werden soll, die Organisatoren aber nie ein Barcamp in der Praxis erlebt haben. Ich stelle mir das schwer bis unmöglich vor, dann den Spirit für einen Erfolg auf die Bahn zu bringen.

– Nimm die Hilfe von Experten an!
Für das erste Barcamp ist es sicherlich ratsam, sich einen Experten zu Hilfe zu holen. Es erleichtert die Planung und Durchführung. Optimal wäre es, wenn es nicht nur ein Barcamp-Experte ist, sondern darüber hinaus ein Kenner der Branche. Das hilft auch beim Marketing.

– Vernetze Dich und sei gut vernetzt!
Barcamps werden immer in die Socialmedia-Welt getragen – habe ich schon erwähnt, dass unser Hashtag #tcniederrhein ist? Ein Mehrwert ist auch das Zusammenspiel von Online- und Offlinewelt.“

Selbst ein Barcamp besuchen – wie wäre es, hier einfach mal mit dem Tourismuscamp Niederrhein zu starten?

 

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Kristine Honig Strategin | Umsetzerin | Barcamperin

Kristine ist seit 2014 Netzwerkpartnerin und Beraterin bei Realizing Progress. Sie denkt strategisch – und spricht gleichzeitig die Sprache deiner Akteur*innen. Deshalb ist sie die perfekte Sparringspartnerin, um gemeinsam mit dir deine Strategie zu erarbeiten und diese danach ins Operative zu übersetzen. Ihre Themen sind Zielgruppen, Stakeholder und Produktentwicklung sowie Barcamps und Kreativitätstechniken.

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