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Freemium erobert die (Hotel-)Welt

Florian Bauhuber19. Jun 2010

In den letzten 2-3 Jahren etablierte sich in vielen Branchen ein neues Geschäftsmodell: „Freemium“. Christian Anderson – viele kennen sein Buch „The Long Tail“ – hat dazu im letzten Jahr ein weiteres sehr erfolgreiches Buch mit dem Titel “Free: The Future of a Radical Price” veröffentlicht. Es geht um die kostenfreie Bereitstellung digitaler Güter im Internet. Neben der Musikindustrie müssen sich in Zeiten von Internet TV, Online News und Open Source auch die Medienwelt und die Softwarebranche der Frage nach alternativen Geschäftsmodellen stellen.

Bookatonce Logo bookatonce.com hat diese Idee für seine Online-Software zur Vermietung kleiner Beherbergungsbetriebe aufgegriffen und bereits erfolgreich umgesetzt. Die kostenlose Basisversion beinhaltet die wichtigsten Funktionen zur Eing abe von Gästeprofilen, Reservierungen und zur Rechnungsstellung. Auch der Online-Buchungsassistent zur Integration in die eigene Homepage oder in externe Gastgeberverzeichnisse wird kostenfrei zur Verfügung gestellt. Erst wenn tatsächlich eine Buchung getätigt wird, fällt für den Kunden eine Gebühr von weniger als 1 EUR pro Buchung an.

Susen Stanberger, Projektleiterin bei Bookatonce.com stand uns für ein kleines Interview diesbzgl. zur Verfügung.

Erklären Sie bitte unseren Lesern Ihre Mission bei bookatonce:
„Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, möglichst viele der kleinen Unterkunftsbetriebe zunächst an das Thema Zimmerverwaltungssoftware und Online-Buchbarkeit heranzuführen. Viele unserer Kunden haben vor bookatonce mit „Block und Bleistift“ gearbeitet und sind daher wenig vertraut im Umgang mit EDV. Durch den weiter steigenden Anteil an online buchenden Gästen wächst jedoch der Bedarf an elektronisch abfragbaren Verfügbarkeitsdaten – und so auch der Druck auf die kleinen Anbieter. Wir wollten eine einfache, kostengünstige und mobile Software entwickeln, die es auch den kleinen Betrieben ermöglicht, sich u.a. auch im Online-Vertrieb professionell aufzustellen.“

Warum haben Sie sich für das Freemium Model als Geschäftsmodell entschieden?
Mit bookatonce wollen wir gezielt auf die Bedürfnisse kleiner Hotels, Pensionen, Gasthöfe und Privatvermieter eingehen. Dazu gehört auch, von den hohen Anschaffungskosten für Hard- und Software, sowie Installations- und Schulungsaufwendungen vieler Anbieter wegzukommen. Denn den kleinen Unterkunftsbetrieben fehlt vielfach das Budget, um in großem Umfang in die notwendige EDV zu investieren. Darüber hinaus haben wir festgestellt, dass die Anforderungen der einzelnen Betriebe sehr unterschiedlich sind, man also mit einer Standardlösung nicht jeden Kunden zufrieden stellend bedienen kann. Freemium war für uns der einzig sinnvolle Weg: ein kostenfreier Einstieg und bedarfsgerecht die Funktionen hinzu buchen, die man wirklich braucht.

Welche Erwartungen haben Sie an den Markt oder genauer gesagt an die Märkte?
Wir stellen fest, dass die Märkte sehr unterschiedlich auf bookatonce reagieren. Obwohl sich im deutschsprachigen Raum bereits viele Online-Dienste für Endverbraucher durchgesetzt haben, hören wir oft die Frage, ob es nicht doch irgendwo versteckte Kosten gibt. In anderen Ländern reagiert man damit deutlich mehr Selbstverständnis. Zugegebener Maßen gibt es noch (!) verhältnismäßig wenige Business-Anwendungen, die als „Do-it-yourself“-Lösung und in einer kostenfreien Basisversion angeboten werden. Die IT-Branche ist sich jedoch darüber einig, dass das Wachstum im Bereich Software bis 2012 hauptsächlich über SaaS-Anwendungen generiert werden wird.
Herzlichen Dank für das Kurzinterview!

Was nichts kostet ist nichts wert?
Mitnichten, denn Freemium steht nicht für ein zweitklassiges oder billiges Produkt. Zu Recht sind die Ansprüche des Kunden weniger hoch als an eine kostenpflichtige Lösung. Freemium kann nur mit einem wirklich guten Produkt nachhaltig erfolgreich sein. Denn der Kunde geht keine Verpflichtung ein, kann jederzeit einfach „aussteigen“. So zählt einzig die Zufriedenheit des Kunden. Ist diese in hohem Maße vorhanden und kann er seine eigenen Wünsche in die Weiterentwicklung einbringen, schafft dies Loyalität. Der Kunde empfiehlt das Produkt gern weiter und ist bereit, für interessante Mehrwerte und Zusatzfunktionen zu zahlen.

Kann Freemium auch in der Hotellerie oder im Tourismus erfolgreich sein, über bookatonce hinaus?
Unserer Meinung nach gibt es dafür bereits zahlreiche Beispiele. Einige Hotels bieten einen kostenfreien Tagungsraum, nur F&B Leistungen, sowie bei der Miete von Technik entstehen Kosten. Destinationen locken mit kostenfreien Events Touristen in die Hotels. Weinlokale bieten edle Tropfen zum EK plus Korkgeld. Korrespondierende, hochwertige Speisen, sowie alkoholfreie Getränke und Kaffee erwirtschaften die eigentlichen Deckungsbeiträge. Was denkt Ihr?

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Florian Bauhuber Geschäftsführer | Change Maker | Mentor

Florian Bauhuber ist Geschäftsführer des Experten-Netzwerks Realizing Progress. Bereits seit dem Jahr 2006 berät und begleitet er gemeinsam mit seinen Kolleg*innen unzählige Akteur*innen, die sich mit der Zukunft von Tourismus, Standorten und Lebensräumen beschäftigen. In seinem Fokus stehen dabei unterschiedliche Beratungsschwerpunkte: #ServiceDesign #Change #Nachhaltigkeit #DigitalStrategie #OpenData #Innovation

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