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Neue Shopping-Konzepte im Tourismus

eTourismus, Shopping, Vertrieb

Florian Bauhuber26. Jul 2008

Wir haben immer gesondert über ausgewählte Shopping-Konzepte und Ihre Anwendung im Tourismus berichtet, sie jedoch nie verglichen und Ihre Erfolgschancen besprochen. Ich weiß nicht, ob wir dies jetzt bereits abschätzen können, allerdings geben erste Anwendungsbeispiele bereits Hinweise darauf, ob das jeweilige Konzept funktionieren kann oder eben nicht!

Betonen möchte ich, dass dieser Beitrag mehr auf persönlichen Spekulationen und ausführlichen Diskussionen beruht, als auf betriebswirtschaftlichen Zahlen.

Shopping-Konzepte im Tourismus

Woot!-Konzepte im Tourismus:

Bei diesem Shopping-Konzept geht es darum, ein Produkt, für einen Tag in einer bestimmten Menge zum Verkauf zu stellen und so über den Handlungsdruck und günstigen Preisen (Restposten) den Verkauf sicherzustellen. Unabhängig von der Reisebrache zeigt sich dieses Konzept als sehr erfolgreich, da so Überproduktionen, Restbestände von Handelsgütern schnell veräußert werden können. Bekannte Beispiele hierfür sind Woot.com (die Erfinder), Guut.de oder Schutzgeld.de. In der Reisebranche an sich fehlen aber die klar definierbaren Produkte bzw. Überproduktionen oder Restbestände im klassischen Sinne. Deshalb fällt es z.B. dem Anbieter von Reise-Woots schwer Angebote zu finden, die niedriger liegen als in Reisepreis-Suchmaschinen wie z.B. Swoodoo oder Kayak. Zudem dauert der Entscheidungsprozess für Reisen länger als für klassische Produktionsgüter. Für viele Reisen muss Urlaub genommen oder der Partner befragt werden.

Welche Lösungswege gibt es also für Reise-Woots? Eine Verschleierung des Preise durch die einzigartige Neu-Kombination touristischer Leistungen (Pakete anzubieten, die keiner hat) kann nur ein Ausweg sein. Die Identifikation von Restbeständen (Hotelzimmer, Eintrittskarten, etc.) ist wohl das Hauptproblem. Andere Preise zu haben als Andere, Restbestände zu identifizieren, davon Wind zu bekommen und diese dann zu rekombinieren löst aber zudem nicht das grundsätzliche Entscheidungsproblem. Deshalb erscheint der Schritt, den das erste deutsche Reise-Woot ABEDI unternommen, die Buchbarkeit der Reisen auf 3 Tage hochzusetzen, als logisch. Es verändert allerdings auch das Grundkonzept, nur ein Produkt auf der jeweiligen Seite anzubieten, was zu einer Abschwächung des Handlungsdrucks führt!

Fazit: Interessanter Ansatz, aber Probleme in der operativen Umsetzung im Reisebereich. Ist dies der Grund warum es so wenige Anwender dieser Ansatzes gibt? Oder ist einfach der Kunde nicht bereit für die Nutzung dieses Shopping-Ansatzes? Meine Meinung: eher eine Awareness- als ein Adaptionsproblem!

Shopping-Clubs im Tourismus:

Eine Weiterentwicklung des Woot-Konzeptes stellen Shopping-Clubs dar, in denen exklusive Restposten registrierten Mitgliedern angeboten werden. Über die Internetseite und E-Mails werden diese Angebote präsentiert. Die Kurzfristangebote laufen ähnlich dem Woot-Konzept auch nur auf eine beschränkte Zeit. Mitglied kann man oft nur werden, wer über einen werbenden Paten eingeladen wird. Dies suggeriert hohe Exklusivität: nicht jeder bekommt das Angebot unterbreitet. Das Verkaufsprinzip des Shopping-Clubs unterscheidet sich von klassischen Konzepten auch dadurch, dass erst Bestellungen generiert werden, bevor die Ware dann beim Hersteller geordert wird. In Folge wird der Preis durch gemeinsame Großbestellungen deutlich günstiger, als bei einer Einzelbestellung. Bekanntester sowie namensgebender Vertreter dieses Shoppingansatzes ist VentePrivee.com. Im Reisebereich ist ebenfalls eine französische Plattform führend: Voyage-Prive.com. Die deutsche copycat ist Triphunter, das 3-8 hochwertige Reisen pro Woche zu exklusiven Preisen anbietet.

Fazit: Die Plattform Voyage-Prive in Frankreich funktioniert. Dieser Ansatz scheint somit grundsätzlich sehr vielversprechend zu sein, auch wenn diese Shopping-Plattformen ebenso mit den allgegenwärtigen Fallstricken (Vgl. Triphunter Interview) der Tourismusbrache kämpfen.

Allgemeines Fazit: Die grundsätzlichen Probleme, die die Reisebranche zwar kennt aber ignoriert, schlagen sich auch auf neue Shopping-Konzepte durch (z.B. KMU-Struktur mit fehlender durchgängiger Datendistribution, keine einheitlichen Standards (z.B. für Web-Services), fehlende Professionalität) und erschweren so die Anwendung neuer Shopping-Konzepte.

FB

P.S.: weitere Shopping-Konzepte folgen

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Florian Bauhuber Geschäftsführer | Change Maker | Mentor

Florian Bauhuber ist Geschäftsführer des Experten-Netzwerks Realizing Progress. Bereits seit dem Jahr 2006 berät und begleitet er gemeinsam mit seinen Kolleg*innen unzählige Akteur*innen, die sich mit der Zukunft von Tourismus, Standorten und Lebensräumen beschäftigen. In seinem Fokus stehen dabei unterschiedliche Beratungsschwerpunkte: #ServiceDesign #Change #Nachhaltigkeit #DigitalStrategie #OpenData #Innovation

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