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Groupon und Group-Buying für Hotels – sinnvoll für die Hotellerie?

Tim21. Apr 2011

Um den Nutzen von Groupon für die Hotellerie geht es heute in diesem Blogartikel…

Schwimmbadbesuche, Riesenschnitzel, Haarentfernung, Autopflege und unsichtbare Zahnspangen. All das kann man, je nach Tagesangebot, bei Groupon dem Marktführer der Group-Buying-Plattformen zu Schnäppchenpreisen erstehen. Mindestens 50% Ersparnis wird dabei versprochen. Der Spaß an der Schnäppchenjagd ist ungebrochen und diese macht, wie schon in meinem letzten Beitrag erwähnt, auch nicht vor der Hotellerie halt. Der Reiz für den „Appel und das Ei“ etwas zu kaufen was in der Regel viel teurer ist, sorgt für den anhaltenden Erfolg und das Wachstum der Plattformen. Auch wenn sich hier und da kritische Stimmen melden. Diese beziehen sich einerseits auf Probleme bei der Abwicklung der Gutscheine, als auch auf den Sachverhalt, dass einzelne Akteure in den verschiedenen Branchen zu Schleuderpreisen Produkte an den Mann bringen, und somit den (Preis-) Druck auf die anderen Marktteilnehmer erhöhen.

Könnten die Group-Buying-Plattformen für Hotels ein neuer profitabler Vertriebskanal werden? Laut seiner Unternehmenspräsentation sieht Groupon die Vorteile der Teilnahme einerseits an der hohen Reichweite die man als Unternehmen erzielen kann, andererseits in einer hohen Verbreitungsgeschwindigkeit des Angebots über die sozialen Netzwerke. Groupon gibt an in Deutschland über 4,2 Mio. Nutzer zu verfügen, wovon 3,5 Mio. täglich via Email-Newsletter über den aktuellen Deal in einer bestimmten Stadt informiert werden. Darüber, wie viele Nutzer ich als Hotelier tatsächlich erreiche, lässt sich aber keine Aussage treffen da wir nicht wissen wie die Nutzer sich auf die Städte verteilen und somit von meinem Angebot in Kenntnis gesetzt werden. Weiterhin betreibt Groupon Facebookseiten für die einzelnen Städte, auf denen täglich das jeweilige Angebot kommuniziert und von den Fans diskutiert wird.

Glaubt man den Zahlen die in Diskussionen immer wieder fallen, bleibt einem Hotel letztendlich 25% des üblichen Übernachtungspreises erhalten. Denn der Betrieb muss die Leistung mindestens 50% günstiger anbieten als er üblicherweise dafür verlangt. Wird ein Gutschein verkauft, muss das teilnehmende Unternehmen nochmals 50% Provision bezahlen. Diese Zahl ist angesichts der Diskussionen über die zu zahlenden Provisionen die bei den Intermediären fällig werden ja geradezu bizarr. Den großen Reibach verspricht sich hier sicherlich niemand. Warum also stellen immer wieder Hotels Angebote auf der Plattform ein? Gewisse Vorteile scheint es aber zu geben:

  • Idealerweise würde ein Hotel in Zeiten (voraussehbarer)schlechter Auslastung einen solchen Gutschein auf den Markt werfen. Wenn dann die Vorteile, die Groupon in seinem Dienst sieht greifen, nämlich die Reichweite und die rasche Verbreitung des Angebots, kann das Hotel eine große Anzahl von  Gutscheinen verkaufen.
  • So füllt man die Zimmer und hat die Möglichkeit ein gewisses Zusatzgeschäft zu erzielen wenn man Gäste dazu bewegt, beispielsweise im Restaurant ein Abendessen einzunehmen oder andere Zusatzleistungen in Anspruch zu nehmen. Man bereitet dem Gast einen sehr angenehmen Aufenthalt und hofft dann darauf, einen Stammkunden gewonnen zu haben der wiederkommen wird.

Doch wie realistisch ist diese Einschätzung?

Ich persönlich halte es für nicht für sehr wahrscheinlich auf diesem Weg Wiederkehrer zu gewinnen. Diejenigen, die über eine solche Plattform Gast in meinem Haus werden, haben sich nur aus einem einzigen Grund für das Hotel entschieden, und das ist der Preis. Bei Gästen für die der Preis das größte, in diesem Fall ja das einzige, Entscheidungskriterium ist, wird es mir als Gastgeber schwerfallen, mit einzigartigem Service oder einem einzigartigen Produkt die Entscheidungskriterien des Gastes zu ändern.

Ist der Gast einmal abgereist, ist die Wirkung des Engagements des Hotels auf der Plattform wahrscheinlich verpufft. Es gibt einen neuen Deal, das abgelaufene Angebot vom Vortag generiert keine Aufmerksamkeit mehr. Dies ist in meinen Augen ein entscheidender Nachteil gegenüber den Möglichkeiten die die Plattformen des Social Web bieten. Als Beispiel sei hier die Therme Erding angeführt die im Sommer an Facebook-Fans einen Gutschein ausgab, der den Tagesbesuch zum Preis der Vier-Stunden-Karte ermöglichte, was einem Nachlass von deutlich weniger als 50% entspricht. Dabei fielen keine Provisionen an, und, der größere Vorteil, die Besucher blieben als Fans erhalten. Die Therme verfügt heute über mehr als 93.000 Fans. Das auch für eine solche Aktion einige Voraussetzungen erfüllt sein müssen, wie z.B. eine gewisse Mindestanzahl von Fans, ist keine Frage, dennoch erscheint mir dieser Weg nachhaltiger.

Wie die Auswirkungen eines solchen Angebots in einer Group-Buying-Plattform letztendlich sein werden, wird der Einzelfall zeigen müssen. Dabei wird es auch spannend sein zu beobachten wer auf diesen Zug als nächstes aufspringt, und welche Group-Buying-Ideen speziell für die Reisebranche entwickelt werden. Die Anzeichen stehen meiner Meinung nach momentan aber nicht auf „Gutes Geschäft“. Zumindest nicht für die Hotellerie.

Viele Grüße,

Tim

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