Heute habe mich auf die Suche nach Web2.0 Anwendungen gemacht – im deutschen Tourismus. Dazu habe ich die touristische Webseite Bayerns, die von der Bayern Tourismus Marketing GmbH betrieben wird, besucht. Nachdem sich einige Destinationen im nördlicheren Deutschland zunehmend mit dem Thema Social Web auseinander setzen, stellte sich mir die Frage, inwiefern Bayern als wichtige Tourismusregion in Deutschland auf diese Innovation reagiert.
Auf den ersten Blick scheint man sich im Rahmen von www.bayern.by nicht dem Thema Social Web / Web2.0 zu beschäftigen. Erst bei genauerem Hinsehen entdeckt der Besucher der Webseite, dass es eine Möglichkeit gibt, sich zu registrieren. Hinter dieser Registrierung verstecken sich dann Funktionen wie die Möglichkeit der Erstellung multimedialer Urlaubstipps und der Zusammenstellung einer Merkliste. Wer sich nicht registriert sieht zunächst nichts von diesen Urlaubstipps, außer er scrollt auf der Angebote-Seite ganz nach unten und wirft einen Blick auf die Sidebar (siehe Bild). Hier sind Kurzausschnitte von nutzergenerierten Urlaubstipps veröffentlicht, die sich in einem AJAX-Fenster öffnen.
Zunächst ist die Auffindbarkeit dieses Web2.0 Angebots sehr nutzer-unfreundlich gestaltet und auch die Usability des AJAX Fensters und der Navigation zu den einzelnen Tipps ist unglücklich gestaltet: In meinem Fall (mit aktuellen Firefox) wurden sogar Schriften gegenseitig überblendet. Eine zusammenfassende Liste oder Suche nach Tipps scheint es ebenfalls nicht zu geben – das Auffinden von Urlaubstipps gleicht eher einer mühsamen Suche als einem entspannten Suchen nach Freizeitangeboten. Der Zwang, sich zu registrieren, um das Angebot voll nutzen zu können, entspricht auch nicht dem Charakter von Social Web Anwendungen und schreckt sicherlich den einen oder anderen Besucher ab.
Angesichts dieses Angebots stellt sich die Frage, warum hier nicht eine georeferenzierte Darstellung der Urlaubstipps mittels GoogleMaps Mashup erfolgt und warum nicht auf die Einbindung weiterer externer Plattformen zurückgegriffen wurde – In hervorragender Weise hätte man hier externe Contents von FlickR, Panoramio, Youtube, Qype und co. nutzen können, statt dessen gibt es nur die Möglichkeit eigene Fotos und Videos als Dateien upzuloaden. Ein RSS-Feed konnte ich übrigens auf den Seiten der BayTM zunächst auch nicht finden – laut Suche gibt es aber einen RSS-Feed. Die Aggregation von Inhalten aus verschiedenen Web2.0 Plattformen scheint hier auf strategischer Ebene nicht einmal angedacht worden zu sein. Sowohl in der praktischen Umsetzung als auch bei der strategischen Konzeption hat die BayTM bei ihren ersten Schritten ins Social Web meines Erachtens wichtige Potenziale bisher nicht genutzt.
Während sich österreichische Destinationen schon viel länger und teils professioneller Gedanken zum Thema Web2.0 machen (Tourismuszukunft berichtete über diverse Ansätze in Österreich, das Social Web im Tourismus zu nutzen, z.B. über den Social Web Wegweiser für Destinationen und touristische Leistungsträger), machen in Deutschland nur wenige Destinationen die ersten Schritte Richtung touristischer Nutzung des Social Web (Tourismuszukunft berichtete über den Wanderblog oder die Botschafter Ostfrieslands).
Das Gespräch und dialogisch aufgebautes Marketing wird zunehmend wichtiger in der Onlinekommunikation. Wie Destinationen richtig mit dem Thema Social Web umgehen können, ist die zentrale Frage in der Nutzung des Social Web durch den Tourismus. Einerseits beinhaltet diese Frage, wo und wie eine Destination mit Nutzern ins Gespräch kommt und andererseits, wie diese neue Kommunikationsform im Gerüst der Marketingziele und der Kostenstruktur zu sehen sind. Weitere Artikel zum Thema Social Web und Destinationen auf Tourismuszukunft finden Sie hier:
- Thesen zur Informationsflut und zu sozialen Beziehungen als Werbefilter: hier
- „Social Web Marketing“ für Destinationen: hier
- DMOs und Onlinetourismus – Blickpunkt Marketing: hier
Im Laufe der Woche werden wir noch über zwei Destinations-Communities berichten, um die Beschäftigung von Destinationen mit dem Thema Social Web und die Leistungen der Anbieter von Social Web Anwendungen im Tourismus weiter zu analysieren. Und über weitere Schritte der BayTM Richtung Social Web werden wir ebenfalls berichten.
D.A.
PS. Abschlussfrage für Onlinemarketer:
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