2020 – Mitten in der Coronakrise wurde mit der Initiative Impulse4Travel ein Manifest geschaffen, das acht zentrale Aspekte für einen zukunftsfähigen Tourismus definierte. Fünf Jahre später werfen wir im Podcast Next Stop Future mit ausgewählten Branchenexpert*innen einen Blick zurück – und nach vorn. In dieser Folge sprechen wir mit Anna Heuer, Geschäftsführerin der HSMA Deutschland, über den Status quo in der Hotellerie, Fortschritte und Herausforderungen bei Nachhaltigkeit, KI und resiliente Geschäftsmodelle.
Status quo: Wo steht die Hotellerie heute?
Die vergangenen fünf Jahre haben die Hotellerie nachhaltig geprägt. Anna Heuer erinnert sich an den Ausgangspunkt 2020: „Corona hat viele Schwachstellen offengelegt, die in der Hotellerie bereits vor der Krise bestanden. Themen wie Nachhaltigkeit und Resilienz rückten für einige Betriebe stärker in den Fokus, während andere weiterhin mit den bekannten Herausforderungen kämpfen.“
Viele Betriebe stehen weiterhin vor der Herausforderung, kurzfristig auf äußere Einflüsse zu reagieren – sei es durch Energiekrisen, politische Rahmenbedingungen oder Personalengpässe. Anna erklärt: „Der wirtschaftliche Druck führt oft dazu, dass Entscheidungen aus der Not heraus getroffen werden, anstatt langfristige Strategien zu verfolgen, die Resilienz aufbauen könnten.“
Ein weiterer Punkt, den Anna hervorhebt, ist der fehlende strategische Fokus: „Viele Hotels versuchen, alles für jeden anzubieten – und verzetteln sich dabei. Eine klare Positionierung und Zielgruppenansprache fehlen häufig immer noch.“ Gerade in unwägbaren Zeiten zeigt sich, wie wichtig eine durchdachte Strategie ist, um Stabilität zu schaffen.

Nachhaltigkeit: Fortschritte und Stolpersteine
Das Thema Nachhaltigkeit ist mittlerweile ein fester Bestandteil der Hotellerie. Viele Hotels haben Maßnahmen umgesetzt, wie die Reduktion von Zimmerreinigungen, um Ressourcen zu schonen. Doch Anna betont: „Nachhaltigkeit wird oft immer noch als Verzicht kommuniziert, dabei kann sie ein Gewinn sein – für Betriebe und Gäste gleichermaßen.“
Die Herausforderung bleibt, nachhaltige Angebote glaubwürdig zu kommunizieren und gleichzeitig wirtschaftlich tragfähig zu gestalten. Ein Beispiel ist das ahead hotel, das sich klar als veganes Hotel positioniert und damit bewusst auf eine Zielgruppe setzt, die Nachhaltigkeit priorisiert.
KI: Eine Chance für Strategie und Gastorientierung
Auch die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) war Teil des Gesprächs. Anna sieht in der KI ein enormes Potenzial, um Prozesse effizienter zu gestalten und Mitarbeitende zu entlasten – sei es durch Chatbots, automatisierte Analysen oder personalisierte Angebote.
„KI kann gerade kleineren Betrieben helfen, Zielgruppen besser zu verstehen und gezielt anzusprechen. Doch dazu braucht es die Bereitschaft, Daten sinnvoll einzusetzen und die eigene Strategie klar zu definieren.“
Gleichzeitig hebt sie hervor, dass KI nur dann wirklich hilfreich ist, wenn Betriebe authentisch bleiben und ihre Angebote klar positionieren: „Ohne eine echte Strategie und klare Positionierung wird es schwer, von KI zu profitieren.“

Verantwortung für Destinationen und Gäste
Ein positiver Wandel zeigt sich laut Anna in der Wahrnehmung der eigenen Rolle: „Viele Hotels haben verstanden, dass sie nicht nur Betriebe sind, sondern aktiv zur Gestaltung ihrer Destination beitragen.“
Gerade in ländlichen Regionen übernehmen Hotels zunehmend Verantwortung für die lokale Wertschöpfung und den Lebensraum. Dieses Zusammenspiel zwischen Hotel und Destination sei in den letzten Jahren deutlich enger geworden.

Fazit: Viel erreicht, aber noch viel zu tun
Das Gespräch mit Anna Heuer zeigt: Die Hotellerie hat in den letzten fünf Jahren Fortschritte gemacht – besonders in Bezug auf Anpassungsfähigkeit, Nachhaltigkeit und Zusammenarbeit mit Destinationen. Dennoch gibt es klare Baustellen, wie die Entwicklung resilienter Geschäftsmodelle und die Umsetzung klarer Strategien.
Abschließend gibt Anna einen Impuls für die Branche: „Bleibt authentisch und nutzt die Technik, um eure Individualität und die Menschen in der Branche wieder in den Vordergrund zu stellen. Die Hotellerie ist voller Persönlichkeiten – und das sollten wir sichtbar machen.“