Uns fällt schon lange eine zunehmende Verknüpfung der online und offline-Welt auf, welche teilweise deutliche Auswirkungen auf die Mobilität und das in der Wissenschaft oft betrachtete „Raum-Zeit-Modell“ hat.
In diesem Artikel nehmen wir daher einige Beispiele aus unterschiedlichen Branchen unter die Lupe, die sich alle dadurch auszeichnen, dass sie sich mit der Verknüpfung des Online-Bereiches mit dem Offline-Leben beschäftigen.
Social Seating von KLM
Aus aktuellem Anlass wollen wir daher noch einmal das Social Seating Modell der niederländischen Fluggesellschaft KLM vorstellen. Bereits Ende letzten Jahres gingen die Meldungen über den neuen Dienst durch die Medien. Über eine Verknüpfung der LinkedIn bzw. Facebook Profile der Fluggäste mit dem gebuchten Flug, werden einem Gast während des Online-Check-Ins alle anderen Fluggäste dieses Fluges angezeigt, die ebenfalls die Social Seating Funktion freigeschaltet haben. Der Gast kann sich dann die Online-Profile dieser Personen anschauen und den optimalen Sitznachbarn auswählen. Die Zeiten unangenehmer Reisebegleiter sollten somit beendet sein.
Facebook im Auto: Mercedes
Ein Beispiel aus einer anderen reiserelevanten Branche ist die Ankündigung von Mercedes, das soziale Netzwerk Facebook im Auto zu integrieren. Der Autohersteller reagiert damit auf die immer weiter steigenden Nutzerzahlen des Netzwerkes und zwar im Besonderen auf die der mobilen Nutzer. Die Einbindung einer mobilen Version von Facebook in das neue Multimedia System „Mbrace 2„ soll bis 2013 durchgeführt worden sein. Damit wäre es möglich Freunde zu orten (über deren Facebook Check-Ins) oder Unternehmen über die Facebook Places zu finden, sowie Points-of-Interest zu identifizieren und direkt anzufahren.
Das Audi E-Bike
Eine weitere Entwicklung zum Thema Verknüpfung von Mobilität und Social Media ist das neue E-Bike von Audi mit dem traditionsreichen Namen „Wörthersee“. Das war es dann aber auch schon mit Tradition und Nostalgie. Audi setzt bei diesem Projekt voll auf Design und Technik. Auch hier: Social Media und die Integration eines Smartphones darf nicht fehlen. Die Wegfahrsperre, die über das Handy gelöst werden kann, ist hier noch das kleinste Spielzeug.
Da das Fahrrad/e-Bike/Pedelec (es gibt eigentlich keinen Namen, der diesem Sportgerät gerecht wird) welches auch für Stunts genutzt werden kann, gibt es die Möglichkeit diese über Bordcomputer aufzuzeichnen, sie mit Punkte prämiert zu bekommen und als Belohnung Badges zu bekommen. Zudem ist es über Online-Rankings möglich sich mit anderen Fahrern und Freunden online zu duellieren.
Die neue Lufthansa App
Das aktuellste Beispiel war eine Nachricht vom Juni dieses Jahres. Die deutsche Fluggesellschaft Lufthansa hat nun ebenfalls ein Projekt gestartet, das auf die verstärkte Verbreitung von mobilen Endgeräten und deren Einbindung in unseren Alltag setzt. Die neue Lufthansa App „Blue Legends“ ermöglicht es den Fluggästen ihren Reiseverlauf auf sozialen Netzwerken mit ihren Freunden zu teilen. „Blue Legends“ basiert auf dem ortsbasierten sozialen Netzwerk Foursquare und bietet somit die Möglichkeit sich virtuell auf einem Flug einzuchecken. Es gibt die Möglichkeit nach seiner aktuellen Flugnummer zu suchen, sich in den Lufthansa Lounges einzuchecken oder aber Badges, wie die „Bis zum Mond-Badge“ für Vielflieger, zu sammeln. Die Web App lässt sich mit dem Smartphone unter www.blue-legends.eu (der Link funktioniert nur vom Smartphone / mobilen Gerät) aufrufen.
All diese Beispiele zeigen, dass Mobilität und Social Networking durch das Mobile allgegenwärtig und erheblich umfangreicher wird, da wir die Möglichkeiten der Vernetzung nun nicht mehr nur am PC, sondern auch unterwegs und permanent nutzen können. Unser bisheriges Verhalten wird durch das Mobile Social Networking ausgeweitet, da ich mich unabhängig von Zeit und Raum in den digitalen Welten bewegen und austauschen kann. Auch meine Mobilität wird dadurch spontaner. Denn Menschen bewegen sich immer im Raum-Zeit-Konstrukt. Bis jetzt waren Wege aber vorher meist bis ins letzte Detail geplant und heute finden mit Hilfe unserer Mobilen Endgeräte solche Wege auch eher zufällig statt.
Überall verschmelzen die Online und Offline Bereiche, die Realität und Virtualität extrem. Eine klare Grenze zwischen diesen beiden Bereichen zu ziehen und diese somit zu trennen, so zeigen es jedenfalls diese Trends, ist nicht nötig, vielmehr noch wäre eine solche Trennung eigentlich nicht mehr innovativ. Wer mit dem Puls der Zeit gehen und zugleich innovativ sein will, darf sich nicht vor diesen Herausforderungen verstecken. Der Erfolg dieser Beispiele wird sich noch zeigen, da insbesondere die Produkte der Automobilindustrie noch nicht einmal auf dem Markt sind. Die Idee Social, Local und Mobile zu einem Mehrwert für den Kunden zu verknüpfen ist zwar nicht neu, in einigen Branchen wird „SoLoMo“ schon länger gepredigt, aber an der Ausführung hapert es noch ein wenig.
Auch für den Tourismus (siehe KLM und Lufthansa) werden diese Phänomene immer realer und akuter. Spannendes Thema!
Somit unser Appell: Mit der Zeit gehen und frühzeitig agieren, nicht (zu spät) reagieren.
Viele Grüße,
Jellina Mey und Isabelle von Alvensleben