Dass Google uns immer wieder mit neuen Produkten überrascht, sind wir ja mittlerweile gewöhnt. Die größte Neuerung des letzten halben Jahres war die Einführung von Google+, doch auch zwei touristische Produkte wurden eingeführt: im Juli der Google Hotelfinder, im September die Flugsuche, die durch die Akquise von ITA ermöglicht wurde. Im gleichen Monat wurde dann auch noch DailyDeal aufgekauft, wohl weil das hauseigene Produkt Google Offers bisher nicht zugkräftig genug war.
Führt man sich einmal vor Augen wie der (ehemalige) Suchmaschinenanbieter die gesamte Customer Journey beeinflusst, wird dies einen schon verblüffen. Von der reinen Informationssuche haben die klugen Köpfe in Kalifornien zig Evolutionsstufen genommen und die Suchmaschine auf einen Stand gehoben der nicht mehr weit von der ultimativen Reiseberatungs-und -buchungsmaschine entfernt ist.
Hier ist auch anzumerken, dass Google sich durch eigene Forschungsprojekte eingehend mit dem Thema „Reise“ und den „5 Phasen der Reiseentscheidung“ beschäftigt. Die Studie besagt unter anderem, dass die Hälfte der Reisenden online zu ihrer Reise inspiriert wurde bzw. online dazu Ideen gesammelt hat. Sogar 85% der Freizeit-reisenden halten das Internet für ihre Haupt-Informationsquelle um Reisen zu planen.
Mit der Einführung von Google+ wurde die der Informationsphase vorgelagerten Phase, der Inspiration, eine Grundlage gegeben. Nun mit der Flugsuche auch noch die Anreise zum per Hotelfinder gefundenen Gastgeber ermöglicht. Auch für die Reflektionsphase , also die Nachbereitung der Reise, hält Google die passenden Dienste bereit, die dann die entsprechende Information dem social Graph des Nutzers zu Verfügung stellt. Diese Funktion schließt den Kreislauf und bewirkt, dass wir uns praktisch ständig auf der Reise befinden, an welcher Stelle auch immer. Letzlich könnte man Google bescheinigen, alle Nutzer in einen einzigen, riesigen Reiseprozess integriert zu haben, der sich kontinuierlich von selbst befeuert.
Es zeigt sich: Google setzt in Zukunft auf die noch engere Verknüpfung seiner unzähligen Dienste. Diese lassen sich oft besser verzahnen als man ahnt. So aggregiert man über das ebenfalls erworbene Nebenprojekt „Needlebase“, ein mächtiges Dataminingtool, auch Informationen zu relevanten Events, wie Konzerten und anderen Veranstaltungen. So kombiniert könnten die Tools, die im letzten halben Jahr erfunden wurden, irgendwann auch die kompliziertesten Fragen lösen. Auf die ins Handy gesprochene Frage „Was schenke ich meiner Freundin zum Geburtstag, ich will nächstes Wochenende etwas mit ihr unternehmen und hab ein Budget von 400 Euro“ könnte uns schon bald eine Kurzreise ausgespuckt werden, komplett mit Flug, Hotel, Restaurant und Aktivitäten – von Balettbesuch bis Bungeejumping, natürlich je nach Freundin.
Was würde eine solche Entwicklung für uns bedeuten? Laufen wir dann Gefahr zukünftig gar nicht mehr alle Optionen, die sich uns bieten, in Betracht zu ziehen oder gar ziehen zu können?
Welche Auswirkungen die personalisierte Suche derzeit schon hat, kann man erkennen, wenn man Googles neues Tool „Verbatim“ einmal ausprobiert. Verbatim deaktiviert alle persönlichen Einflussfaktoren bei der Suche, was in der A/B-Probe zu interessanten Ergebnissen führen kann.
Google geht also weiterhin immer mehr in Richtung Tourismus – es bleibt spannend!
Viele Grüße,
Tim & Isabelle