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Die Essenz von Social Media – Google Plus reduziert soziale Beziehungen auf Handlungen

Google, GooglePlus, SocialMedia

Google hat ein neues Netzwerk geschaffen, das schon innerhalb kürzester Zeit ein enorme Wachstumsgeschwindigkeit erreicht hat (aktuell im 20 Mio. User). Heute will ich Google Plus mal ein wenig beleuchten…

Einordnung von Google Plus in den Gesamtkontext

In unserem Eröffnungsartikel des Buches Social Web im Tourismus (Springer Verlag) haben wir eine Entwicklung des Internets skiziert die das touristische Internet in den nächsten Jahren noch massiv beeinflussen wird. Angelehnt an eine alte Forrester Studie haben wir darin mehrere Evolutionsstufen des Internets erarbeitet, die letztendlich hin zu einer Auflösung der Monopolstellung der klassischen Suche im Internet führen – zugunsten von Curation, ortsbasierten Filtern und lernenden Browsern bzw. individualisierten Fenstern zum Internet. Mein Artikel zum Thema Curation erklärt diesen Prozess sehr ausführlich.

Die Grafik fasst die letzte Evolutionsstufe, die wir im Artikel des Buches und im Curation Artikel beschreiben, anschaulich zusammen:

Nun kommt plötzlich Google und schmeißt das soziale Netzwerk Google Plus auf den Markt. Der Bereich der Curation, ehemals vor allem Google Reader, Twitter und Facebook vorbehalten, wird nun erweitert durch eine weitere Größe: Google Plus.

Was unterscheidet Google Plus von seinen Mitbewerbern?

  • Google Plus ist sehr einfach aufgebaut. In Circles werden die Freunde einsortiert und damit Inhalte gezielt von einzelnen Gruppen konsumiert oder an einzelne Gruppen gepostet. Jemanden in einen Circle einzusortieren ist nicht mehr als eine Liebesbekundung – der andere muss diese erwidern, in dem er ebenfalls eine Circle-Zuordnung vornimmt. Sonst bleibt es bei der Liebesbekundung und dem damit verbundenen einseitigen Zuhören. Die eigentliche Beziehung wird aber auch durch das Einsortieren in den Circle nicht wirklich fester – erst durch Kommunikation bzwl Aktivität besteht die Chance auf Sichtbarkeit ergo auf die tatsächliche soziale Beziehung zu jemand anderem… Es funktioniert auch nicht mehr jemanden durch das Hinzufügen als Freund aktiv um seine Freundschaft zu bitten.
  • Google Plus definiert soziales Netzwerk anhand der Essenz einer sozialen Beziehung – der Wechselseitigkeit von Handlung. Man kann nur zuhören, man kann nur zu anderen sprechen, wenn sich beide zuhören und zueinander sprechen ergibt sich automatisch eine soziale Beziehung. Altmodisches „ich will dein Freund sein“ fällt hiermit völlig heraus.
  • Google schafft es durch die Circles, das Prinzip der sozialen Beziehung im Internet zu revolutionieren und auf das tatsächliche Handeln zu verdichten. Jemanden als Freund zu markieren ergibt keine soziale Beziehung mehr. Hier stellt sich die Frage, ob das Konzept zu sehr auf das Handeln verdichtet ist und zu wenig auf Ansätze wie peripheral vision oder weak ties Rücksicht nimmt. In einer Welt, in der Handlungen als Grundlage der Aufmerksamkeit verwendet werden, prägen sich Trampelpfade noch schneller als sowieso schon. Randdetails und schwache User könnten dabei „drauf“ gehen…
  • Oder anders ausgedrückt: der Zwang zur Medialisierung der Gesellschaft, der Druck digital zu kommunizieren steigt, denn Google Plus manifestiert durch seine Logik den Sinnspruch „Ich kommuniziere also bin ich“ als Leitmotto für die neue Plattform. Jemand der offline kommuniziert bleibt auf der Strecke, denn seine Kommunikation zählt hier erst einmal nichts.
  • Nachrichten / Mailfunktionen rutschen in Google Plus stark nach hinten (es gibt sie ja bereits durch Gmail) – Chatfunktionen, auch Gruppenchats, werden dagegen stark nach vorne gepusht. Echtzeitkommunikation wird also nochmals wichtiger. Always in Touch – zugleich it vielen many-to-many zu kommunizieren wird noch zentraler und prominenter dargestellt.
  • Google Plus stellt zudem für Themen Sparks bereit. Diesen kann ich folgen, dort werden mir aktuell viele Einträge zu meinem Interesse aus Google News zusammengetragen. Eine thematische Diskussion findet noch nicht statt – hier ist Facebook klar im Vorteil. Noch wirkt Google Plus damit ingesamt auch noch eher wie Twitter als wie Facebook.
  • Google Plus spielt aber aufgrund seiner Geolokalisierungsfähigkeiten und der Macht die in diesem Zusammenhang von Google Places ausgeht eine große Rolle. Facebook musste sich erst „künstlich“ die Places besorgen – Google hat ein hochwertiges Branchenbuch mit guter Datenqualität.Für Werbetreibende ist damit natürlich der Zusammenhang von geocodierten Google Plus Inhalten zu ihren Places bzw. entsprechend kontextsensitiven Werbeformen spannend.
  • Google Plus prägt eine neue Richtung von Design, sehr kahl, sehr kalt. Mal sehen, ob das reicht für ein Social Network.
  • Google Plus hat unglaubliche Erfahrung im Anzeigengeschäft, mit Bietmodellen und Werbeinhalten. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Nutzerdaten und angepasste kontextsensitive zielgruppenorientierte Werbeformen Google Plus einholen und Nutzerdaten zur attrakiven Währung in der Onlinebranche werden – so vermute ich persönlich mal.
  • Damit aber nicht genug – Google Plus ist auch wegen der restlichen Google Umwelt als äusserst mächtige Entwicklung zu sehen.Google arbeitet konsequent daran, viele Funktionen, die aktuell auf Rechnern laufen, in das Web zu migrieren – Officeanwendungen, Groupware, Mailing, … Google Plus hönnte sich so neben dem Hub für soziale Beziehungen zum Web-Desktop des Users weiterentwickeln…
  • Das Wissen, das Google aus Google Plus und zugleich aus seiner klassischen Suchmaschine ziehen wird, wird Suche und Informationsauffindung im Netz grundlegend revolutionieren.
  • Die mobile Webseite ist super. DieApp in Android werde ich dieser Tage testen.
  • Gefühlt kann Facebook zu machen. Irgendwie strahlt Google durch so einen Wurf mal wieder aus, wieviel Macht der Konzern eigentlich im Internet hat.

Was bedeutet das für den Tourismus?

Welche Folgen all das für den Tourismus hat? Was meint ihr? In den kommenden Tagen werde ich mich damit noch ein wenig beschäftigen…

Viele Grüße,

Daniel

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Daniel Amersdorffer

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