Google hat einen neuen Empfehlungsdienst entwickelt. Seit dieser Woche gibt es, vorläufig nur in den USA, die Funktion +1, um Suchergebnisse oder Anzeigen öffentlich zu empfehlen, sofern man denn über einen Google-Account verfügt. Durch einen Klick auf den +1-Button werden die jeweiligen Empfehlungen auf einer persönlichen Merkliste des Nutzers gespeichert, in den Trefferlisten der Kontakte des Empfehlenden tauchen die markierten Suchergebnisse mit dem Hinweis „Erwin Mustermann +1‘d this“ auf inklusive Google-Profilbild des Nutzers, bei allen anderen erscheint nur der Hinweis, dass jemand diesen Link gut findet, ohne Namen bzw. Bild.
Im Moment gibt es diesen Button nur in den Google-Trefferlisten, bald soll er jedoch auch auf Webseiten integriert werden. Google scheint hier also dem Like-Button von Facebook Paroli bieten zu wollen. Noch hat +1 allerdings einige Haken. Erst mal muss man ein Google-Profil besitzen, um die Funktion nutzen zu können. Außer für Nutzer, die beispielsweise Google Mail oder den Reader nutzen, bietet das jedoch kaum Mehrwert. Werden Nutzer sich trotzdem ein Google-Profil zulegen, um dann darüber Suchergebnisse weiterempfehlen zu können, was möglichweise niemals jemand zu sehen bekommt? Das Ganze wirkt dadurch im Moment eher wie eine Art Lesezeichen oder Merkzettel für den Nutzer, um Links bzw. Suchergebnisse später wiederzufinden. Andere Nutzer können nur über diese Empfehlung stolpern, wenn sie nach dem gleichen Begriff suchen, außer man gibt seine Merkliste für die Öffentlichkeit frei. So lange der Button nur in den Google-Trefferlisten auftaucht und nicht auf Webseiten integriert ist, bleibt also der Like-Button klar dominierend. Außerdem ist es eindeutig kein soziales Netzwerk, sondern ein Empfehlungsdienst, ohne die Möglichkeit zu kommentieren bzw. mit anderen Nutzern über diese Funktion zu kommunizieren. Das ist meines Erachtens die größte Lücke an diesem Dienst: der social Graph fehlt hier und wird nicht genutzt. Wie auch – schließlich besitzt aktuell nur Facebook hier eine valide und gute Datenbasis.
Dennoch birgt der +1-Button Potenziale, gerade aus SEO-Sicht. Wenn ich sehe, dass Freunde ein Suchergebnis empfehlen, werde ich natürlich das anklicken und nicht das Ergebnis ohne Empfehlung. Nutzer dazu zu bringen, einen Link bzw. ein Suchergebnis zu empfehlen, kann also mehr Traffic auf Seiten generieren, +1 ist demnach klar ein Schritt in Richtung Social Search. Das Problem ist hier nur, wie verhindert werden kann, dass diese Funktion für Spam missbraucht wird. Googles Suchalgorithmus wertet die +1-Empfehlungen zurzeit noch nicht aus, denkbar sei dies allerdings laut Google zu einem späteren Zeitpunkt dennoch.
Und nicht zuletzt ist da noch das Problem mit dem Namen: Etwas zu „liken“ hat sich heute in den umgangssprachlichen Wortschatz eingeschlichen, aber wie wird es mit +1 aussehen? Geplusoned? Plusoned? Pluseinst? Geplust? Nun ja. Abwarten, wie +1 bei den Nutzern ankommt und wie Facebook darauf reagieren wird.