Vor einigen Tagen haben wir ein Interview mit dem Regensburger Startup i-locate (bereits 2008 am Blog berichtet) zu ihrem location based service Freitimer durchgeführt. Fabian Angerer antwortet im Folgenden auf unsere Fragen zu Freitimer, die weitere Entwicklung von Freitimer und zu allgemeinen Fragen des Social Web. Viel Spaß beim Lesen…
D.A.: 1. Bitte beschreibe in einigen Sätzen, was Freitimer vor einem Jahr war, und was ihr heute als Ziel habt.
F.A.: Seit dem Start im April 2008 hat sich http://m.freitimer.net von einem mobilen Terminplaner für private Freizeitaktivitäten zu einem Dienst für Freizeitinformation und –kommunikation gewandelt. Mit dem Relaunch im Juli 2009 platziert sich freitimer nun als vertikales Netzwerk im Freizeitbereich. Dabei bündeln wir Informationen von Freizeitanbietern und bereiten diese Infos je nach Kontext des Nutzers auf. Heute ist freitimer ein mobiler kontextsensitiver Freizeitplaner. Nutzer können sich (je nach Ort, Zeit, Wetter, Situation, etc.) aktuelle und passende Freizeit-Tipps in der Nähe anzeigen lassen und sich dort mit Freunden verabreden.
So zeigt unser Dienst http://www.freitimer.net bzw. http://m.freitimer.net bei schönem Wetter eher das örtliche Freibad oder eine Rafting-Tour an, bei schlechtem Wetter dagegen die nahe gelegene Therme. Veranstaltungen werden lediglich vorgeschlagen, wenn sie im gesuchten Zeitraum stattfinden und für den kleinen Hunger nachts um 1 Uhr verrät freitimer, wo es in der Nähe noch etwas zu Essen gibt. Findet der Nutzer einen interessanten Freizeit-Tipp, dann kann er sich bei freitimer mit seinen Freunden verabreden und die Aktivität in seinem Terminkalender speichern. […]
D.A.: 2. Wer seid ihr, wie groß ist euer Team und wie finanziert ihr euere Tätigkeit?
F.A.: freitimer ist das aktuelle Projekt des Regensburger Startups i-locate, das 2007 von den Studenten Fabian Angerer und Ralph Buchfelder gegründet wurde. […] Seit April 2008 ist das eigenfinanzierte Projekt freitimer online. Derzeit arbeiten wir mit einem 5-Mann-Team an der Weiterentwicklung und Vermarktung von freitimer.
D.A.: 3. Inwiefern entspricht Freitimer den Grundprinzipien des Social Web?
F.A.: Freitimer-Nutzer können sowohl Informationen konsumieren als auch produzieren. Neben den redaktionellen Freizeit-Tipps können sich Nutzer mit ihren Freunden zu Freizeitaktivitäten verabreden oder neue Freizeit-Tipps für unser System erstellen. Wir haben also einen Mix aus redaktionellem und user-generated content (den wir jedoch vor Veröffentlichung prüfen). Zudem enthält unsere Filterung einige soziale Faktoren (z.B. Empfehlung von Freizeit-Tipps durch Freunde).
D.A.: 4. Welche Rolle spielen Kooperationspartner in eurem Projekt Freitimer?
F.A.: Kooperationspartner spielen bei uns eine zentrale Rolle. Es gibt sehr viele Internetseiten die sich mit einem Freizeitressort intensiv beschäftigen und qualitativ hochwertigen Content anbieten. Durch eine Content-Kooperation können wir unseren Nutzern interessante Freizeit-Tipps anbieten und gleichzeitig auf das Angebot unserer Partner hinweisen. Derzeit kooperieren wir mit jochenschweizer, mydays, festivalticker, schwimmbadcheck, kulturclub, sommerparty, winterpary und guide-to-bavaria sowie weiteren regionalen Partnern in Regensburg.
D.A.: 5. Welche Rolle spielen Onlinecommunities, Social Networks und Mediencommunities (zb Youtube) bei Freitimer – Stichwort Vernetzung?
F.A.: In Zukunft werden wir verstärkt auf die Vernetzung mit Social Networks setzen und dazu facebook connect und open id integrieren. Unsere Erfahrung zeigt, dass in Zeiten von facebook und co. dieser integrative Weg weitaus sinnvoller ist, als der mühsame Aufbau einer eigenen Community. Wir können uns auch vorstellen in Zukunft unsere Freizeit-Tipps in andere Dienste zu integrieren. Was wir jedoch nicht wollen ist die Integration von Video- oder Musikcommunities. Wir versuchen nicht den Nutzer möglichst lange auf unserer Plattform zu halten, sondern wollen ihn gezielt bei der Suche nach passenden Freizeit-Tipps sowie der anschließenden Freizeitplanung unterstützen.
D.A.: 6. Welche technologischen Kernkompetenzen könnt ihr in das Projekt Freitimer einbringen und umsetzen?
F.A.: Während unseres Studiums – wir studieren beide Geographie an der Uni Regensburg und Geoinformatik an der TU München – haben wir uns intensiv mit den Bereichen Geoinformatik und Tourismus beschäftigt. Aus dem Studienprojekt „RegMobil“, einen mobilen Auskunftssystem für Regensburg, entstand unsere Firma i-locate. Die Erfahrungen von Regmobil, vor allem in den Bereichen Usability und „information overload“, waren ausschlaggebend für die Entwicklung von freitimer. Im Laufe weiterer Projekte konnten wir unser know-how über webbasierte Informationssysteme, Verortungstechnologien und mobile Technik vertiefen und bei der Umsetzung von freitimer anwenden. Für die Umsetzung der Filterlogik hat auch meine Forschungsarbeit zum Thema „Mobile kontextsensitive Dienste in der Freizeit“ eine wichtige Rolle gespielt. Zudem haben wir von unseren Mitarbeitern wichtigen Input für die Usability (Informationswisschenschaftler)und den Filteralgorithmus (Mathematiker) bekommen.
D.A.: 7. Was bedeutet für dich Social Web und wohin meinst du, wird die Entwicklung – besonders im Tourismus – sich bewegen?
F.A.: Erst kürzlich habe ich dazu ein interessantes Statement von Nokia-Manager Anssi Vanjoki gelesen, der – bezogen auf facebook – sagt “Teilen ist das neue Verschicken”. Während das „Verschicken“ von Informationen ein oder mehrere bestimmte Empfänger benötigt, „teile“ ich Informationen schnell und unkompliziert mit all meinen virtuellen Kontakten oder mit der gesamten Community. Für mich ist der unkomplizierte Austausch von Information (Nehmen und Geben) DIE zentrale Funktion des Social Web. Das Social Web hat damit einen zusätzlichen Informationskanal geschaffen, der sich zwischen der direkten (face-to-face) Kommunikation unter Freunden und der Kommunikation zwischen Anbieter und Nachfrager etabliert hat.
Zudem bietet das Social Web auch für Freizeit- und Tourismus-Anbieter einen neuen Kommunikationskanal. Während viele Nachfrager den Informationen von offiziellen Hochglanz-Internet-Auftritten der Destinationen eher kritisch gegenüber stehen, kann die Kommunikation beispielsweise via Facebook ein authentisches, personalisiertes und möglicherweise sogar freundschaftliches Verhältnis zwischen Anbieter und Nachfrager schaffen. Ich denke, dass sich das Social Web als Kommunikationskanal für den Austausch von Freizeit- und Tourismusinformationen weiter etablieren kann. Zudem wird das mobile Internet durch die ad-hoc-Informationsabfrage und die schnelle mobile Informationserstellung das Social Web weiter beflügeln. Meiner Meinung nach kann sich das Social Web jedoch nur dann weiter entwickeln, wenn grundlegende Strukturen geschaffen werden, die (A) aus der unüberschaubaren Informationsmenge des Internets (Stichwort information overload) die richtige Information, zur richtigen Situation des Nutzers herausfiltern und (B) die Informationen aller Kommunikationsbereiche gesammelt darstellen … und das alles hört sich sehr nach einer Aufgabe für Google an!?
D.A.: 8. Wie gehts weiter bei Euch?
F.A.: Aktuell streben wir eine Erweiterung unseres Informationsangebots mit weiteren Partnern und Investoren an und wollen langfristig auch Freizeit-Tipps für Österreich und die Schweiz anbieten.
D.A.: Danke für das Interview und viel Erfolg weiterhin mit Freitimer!
Und wie sieht das Ganze aktuell aus…: