In der letzten Woche hat Google sein neues Produkt Sidewiki vorgestellt. Jeder User, der über die Google Toolbar das Sidewiki in seinem Browser installiert hat, kann damit jede beliebige Seite kommentieren und mit seinen Informationen ergänzen. Somit können sich die Leser mit Hilfe des Sidewikis über die jeweilige Webseite austauschen, diese kommentieren und bewerten. Vom Prinzip her ein recht klares und einfaches Konzept, das je nach Bericht mehr oder weniger gut umgesetzt und mehr oder weniger sinnvoll ist. Auch über die Bedeutung für die Tourismusbranche wurde schon geschrieben.
Für mich steht noch eine andere Überlegung mit Sidewiki in Verbindung:
In der Vergangenheit gab es im Internet eine „Ort“ um Informationen zu speichern. Das waren und die uns bekannten Webseiten. Um Bewertungen und Kommentare zu einem Objekt abgeben zu können, wurden neue Webseiten entwickelt, auf denen das Objekt repliziert wurde und zu diesem dann die Bewertungen abgegeben werden konnten. Somit gibt es das Objekt, z.B. Produkt oder Hotel, an vielen „Orten“ im Netz (Holidaycheck, Tripadvisor Hotelseite, etc.). Mit Sidewiki ließe sich diese Vorgehensweise verändern, denn die Bewertungen können zu dem jeweiligen Objekt hinzugefügt werden, so dass die User-Aussagen dort zu finden sind, wo das Objekt veröffentlicht wird.
Dieses Prinzip lässt sich für die Tourismusbranche auf eine andere Fragestellung übertragen: Wo findet im Netz die Reiseinspiration statt und wo findet die Reisebuchung statt. Auch hier wird ein eigentlich ungeschickter Weg gewählt, denn entweder sind diese zwei Bereiche getrennt (wie das Produkt und die Produktbewertung im Netz) oder man versucht die Inspiration in der Buchungsplattform zu integrieren. Dies geht allerdings nur beschränkt, da die Reiseinspirationen zu vielschichtig sind, als dass diese an einer Stelle im Netz konsolidiert werden können (Reiseberichte, Videos, Bilder, etc.). Ähnlich wie bei Sidewiki, bei dem die Bewertungen am Ort des Objektes abgerufen werden können, müssten die Buchungen am Ort der Inspiration getätigt werden können, z.B. im Umfeld des Reiseberichtes in Verbdinungen mit Bewertungen zu diesem Objekt.
Ein zweiter Aspekt steht aus meiner Sicht mit dem Sidewiki Konzept in Verbindung. Bis jetzt waren die Webseiten der zentrale Ort, an dem Informationen gebündelt und visualisiert werden. Mit Sidewiki wird ein anderes Konzept verfolgt. Nicht mehr die Webseite steht im Mittelpunkt, sondern der Browser mit seinen Plugins bestimmt welche Informationen zu einem Objekt zusammengezogen und dargestellt werden. Da ein Browser viel stärker individualisiert werden kann als eine Webseite, wächst die Macht der User über die Auswahl der angezeigten Information. Die Webseite des Herstellers mit den vom Unternehmen gesteuerten Information bildet letztlich nur noch den Anker, um den herumauf den Lesern angepasste Information angezeigt wird, die durch die Technolgien des Browser gesteuert wird. Das Sidewiki Konzept ist für mich ein weiteres Indiz für eine Entwicklung in dieser Richtung.