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Das Web2.0 und sein Einfluss auf die Entstehung von Werten in unserer Gesellschaft

“And at that times that means stretching people and getting them to be comfortable with. A lot of this is just social norms catching up with what technology is capable of” sagt Mark Zuckerberg und spielt damit an, dass sich durch das Web2.0 einige Werte in unserer Gesellschaft stetig verändert haben (zit. nach Zuckerberg in Thomson 07.09.2008). Bisher führten vor allem kulturelle Praktiken zum Verlassen auf ähnliche Werte – Werte die bestimmten, wie bestimmte Prozesse abzulaufen haben (bezeichnet als Schelling Points).

Betrachtet man beispielsweise, wie sich das Verständnis von Privatheit durch das Web2.0 verändert hat, könnte man glauben, dass das Web2.0 neue Schelling Points definiert (vgl. Surowiecki 2007, S. 129f). Führt das Web2.0 durch diese Veränderung bestehender Konventionen zu mehr Koordinationsaufwand in der Gesellschaft? (vgl. Surowiecki 2007, S. 131, 137). Und bergen wiederum feste Konventionen im Web2.0 (z.B. „auf Bewertungen kann man sich verlassen…“) die Gefahr, dass, dadurch dass viele dazu Vertrauen entwickeln, andere zum Missbrauch angestiftet werden (z.B. Meinungsmanipulation in Bewertungsportalen)?

Früher waren die traditionellen Medien die Gatekeeper von Informationen im Internet – heute gibt es keine zentrale mehr, die die Macht über das Internet ausübt, es findet eine steigende Demokratisierung statt. Heute treten noch weitere Mechanismen neben die traditionellen Gatekeeper, die wenigstens eine Teilregulierung bewirken: Suchmaschinen, Bewertungen durch Internetuser und darauf basierende Ranglisten, Tagging und Flaggen unanständiger Inhalte. Dies resultiert aber in so genannten Trampelpfaden im Informationsfluss abseits derer andere Informationen auf der Strecke bleiben. Und es gibt noch eine Gefahr aus dieser Demokratisierung des Netzes heraus, die der Kritiker Keen provokant formuliert: „Alle übertrugen sich selbst, aber keiner hörte zu. In dieser Anarchie wurde mir plötzlich klar, nach welchem Prinzip diese unendliche Zahl von Affen [Anm.: User] funktionierte, die sich um die Wette ins Netz einbrachten: nach dem Gesetz des digitalen Darwinismus, dem Überleben des Lautesten und Überheblichsten. Unter diesen Bedingungen konnte man sich nur noch durch Dauerreden behaupten.“ (zit. nach Keen 2008, S. 22f) Gefährlich wird es dadurch an dem Punkt, an dem die User zu einem gewissen Teil auch an ihre selbst erschaffte Wirklichkeit glauben (Tomas’sches Teorem) und ihre Handlungen dadurch beeinflusst werden.

Es geht bei Keen noch weiter (ich liebe diese Provokanz): „Durch die so leichtfertig idealisierte Demokratisierung wird nämlich die Wahrheit entstellt, der gesellschaftliche Diskurs verdorben, und Sachkenntnis, Erfahrung und Talent werden entwertet […] damit ist diese Demokratisierung eine fundamentale Bedrohung für die Zukunft unserer kulturellen Institutionen.[…] Was die Web2.0 Revolution wirklich bringt, ist oberflächliche Betrachtung statt tief greifender Analysen, hysterische Meinung statt wohlüberlegter Urteile.“ (zit. nach Keen 2008, S. 23f).  Der Ökonom Adam Smith hat Spezialisierung und Arbeitsteilung als die revolutionärsten Eigenschaften des Kapitalismus, als wesentlichen Faktor der Produktivität bezeichnet. In einer Gesellschaft wie der unsrigen, in der Spezialisierung eine Voraussetzung für viele Tätigkeiten ist, stellt eine radikale Demokratisierung, wie sie von Web2.0 Enthusiasten gefordert wird, eine Gefahr für die Gesellschaft dar – „In einer Welt, die nur aus Amateuren besteht gibt es keine Experten mehr“ (vgl. und zit. nach Keen 2008, S. 47f).

(mal ein paar kritische Worte zum Thema 🙂 )

D.A.

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Daniel Amersdorffer

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