Fällt das Stichwort Soziologie im Rahmen von Twitterüberlegungen, kommen die meisten recht schnell mit Weakties – vielleicht ein Anfang, aber ein recht lauwarmer. Nahezu banal finde ich. Klar dient Twitter dazu, eine digitale Nähe zwischen nicht in engen sozialen Bindungsnetzwerken verhafteten Individuen herzustellen, klar resultiert daraus ein veränderter Informationsfluss, eine Erweiterung des individuellen Blinkwinkels nach dem peripheral vision Begriff. Olle Kamelle ;). Aber nutzbar für interne Kommunikation in Unternehmen, für Marketingzwecke, für crowdsciencing und ähnlich gelagerte Prozesse. Auch im eTourismus ein Thema, wenn auch eine Nische. Aber die Medienkritik und Mediensoziologie öffnet größere Tore:
Interessanter wird es im Themenkomplex Wertewandel und Virtualisierung. Wie entstehen Werte, wie verändern sich Werte und wie verändert das Web2.0 die Entstehung und Manifestation von Wertesystemen. Individuen bauen sich Wertesysteme aus einer soziokulturellen Historie verschiedener Prägungen auf – diese Historie wird durch äußere Einflüsse (außen = außerhalb des realen sozialen Netzwerks) beeinflusst – Fernsehen, Internet, Radio, Print. Bisher war dieser Außeneinfluss also zu einem weiten Bereich im Einzugsbereich klassischer redaktionaller Mediensystematiken. Durch das Web2.0 entsteht eine Veränderung in der Generierung von Wertesystemen – jeder kann sein Wertesystem erschaffen und publizieren. Nicht mehr ein durch den Medienkodex halbwegs klar festgeschriebenes Wertesystem greift, sondern die individuellen Menschen werden nun befähigt ihre eigenen Werte zu publizieren – Verantwortung goes People in Neudeutsch? Was bedeutet das für die zukünftige Entstehung von Werten?
In Bezug auf die Destinationen wird es hier richtig knackig. Früher haben Anbieter Werte zu touristischen Angebietssystemen definiert und es gab einen Diskurs in der Tourismusbranche bezüglich dieser Wertesysteme – dieser Diskurs wird jetzt aufgebrochen durch die Kunden und erheblich erweitert. Kundenorientierung wird durch Kundenempowerment ersetzt (=Prosumer). Damit bekommt die Destination eine wichtige neue Aufgabe: Listen to the people. Und erkenne die neuen Wertesysteme oder deren Nutzen…?
Und all dieses Consumer Empowerment hat noch zwei weitere wichtige Auswirkungen: a) Der digital divide gewinnt an Bedeutung – wer nicht digital unterwegs ist, partizipiert nicht mehr an der Entstehung von Werten. Und b) Medienkompetenz wird bald gefragter sein denn je. Nicht umsonst schreiben all die PRler, Klaus Eck allen voran, ständig über Reputation Management. Hinter dem Buzzwort steckt eine mächtige Entwicklung, bedeutsam für Firmen und auch Privatpersonen!
Ein paar late-Night-Gedanken – unsorted from the mind to the blog 🙂