Bannerwerbung ist gescheitert, die Mitglieder lassen sich nicht zu Kasse bitten, daher versucht Facebook jetzt über Marktforschung einen return on investment zu erzielen. Spannend und mir einen Artikel wert, auch wenn es zunächst für den „normalen“ Tourismus weit weg ist.
Das Social Network Facebook hat mittlerweile über 150 Millionen Mitglieder und einen Firmenwert jenseits der 8 Milliarden Dollar. Die Mitgliederzahl wächst ständig, auch in Deutschland verzeichnet Facebook zunehmend mehr neue Mitglieder. Facebook überzeugt zudem durch einen hohen Innovationsgrad: Frühzeitig wurde die Plattform für externe Entwickler und Anwendungen geöffnet, soziale Instrumente wie Newsfeed, Chat und Konsorten wurden zügig eingebunden und umgesetzt, im Fotobereich ist Facebook mittlerweile weltweit die Plattform mit den meisten Fotos (noch vor FlickR). Durch Fanpages und Gruppen sowie die damit verbundenen Möglichkeiten Mitglieder anzusprechen, wird Facebook auch für touristische Akteure zunehmend interessanter.
Facebook findet also mittlerweile weltweit als Instrument zur Kommunikation und Vernetzung von Menschen sowie als Plattform für user generated content (Fotos, Videos, Texte) Einsatz. Auf Facebook treffen sich Menschen, deren Meinungen und Interaktionen. An dieser Stelle sehen natürlich auch kommerzielle Anbieter große Potenziale und versuchen die Mitglieder des Social Networks Facebook anzusprechen. Eine geraume Zeit wurde dies über Bannerwerbung versucht, die Conversion lag dabei allerdings sehr tief. Auch die Möglichkeit der Anzeigenschaltung für Fanpages findet bisher bei den auf Facebook werbenden Unternehmen nur geringen Anklang, zumindest im deutschsprachigen Raum. Erst langsam beginnen Unternehmen zu verstehen, dass in Social Networks keine one-to-many Marketingmaßnahmen, sondern soziales Verhalten gefragt ist.
Facebook ist nahe am Puls der Zeit, gilt in den USA unter den großen Konzernen als einer der innovativsten Player (ist deshalb der Koch von Altmeister Google zu FB gewechselt 😉 ?). So wurde auch heute am World Economic Forum in Davos eine Neuheit bei Facebook bekannt gegeben:
Facebook announced at Davos that it will be rolling out a new service to provide real-time research for companies looking to test “the appeal of new products. Companies will be able to pose questions to specially selected members […] (Quelle).
Damit könnte sich Facebook einen Teil der Marktforschungsausgaben großer Unternehmen sichern, welche neu entwickelte Produkte auf ihre Markttauglichkeit testen wollen. Marktforschung ist ein nachgefragter Markt mit hohen Spendings, daher ist dieser Schritt von Facebook als Versuch zu betrachten, einen Weg in Richtung Monetarisierung zu finden. Die Informationen, welche die 150 Mio. Mitglieder auf ihren Profilen und in Gruppengesprächen preisgeben, sollen für Marktforschung nutzbar gemacht werden – in Verbindung mit Profildaten der Mitgliedern ein wertvolles Wissen. Aus Sicht des Datenschutzes sind hier sicherlich noch Hürden erwartbar, aber generell macht Facebook hier einen Schritt in Richtung „real-time“ Marketing – Neue Produkte können zeitnah auf ihre mögliche Nachfrage getestet und angepasst werden, Yield Management bekommt eine neue Bedeutung. Bleibt die Frage, inwieweit die Nutzer bei diesem Spiel mitspielen, inwieweit die Firmen den Dienst annehmen und wie diese Art der MaFo zukünftig in Zusammenhang mit Social Commerce gesetzt werden wird. Ach ja – und auch, wie die Statusnachrichten und das Thema Microblogging zukünftig zusammenspielen wird. Auf jeden Fall braucht Facebook dringend Refinanzierungsquellen.
D.A.