In der akutellen Ausgabe (21/06) des touristik reports (www.touristik-report.de) schreibt Herr Scharrer seine Gedanken zum Thema Web2.0 und Touristik nieder und steht diesem Schlagwort kritisch gegenüber. Vor allem bemängelt er, dass die Touristik eine Menge Hausaufgaben zu erledigen habe, bevor sie sich einem Nischenprodukt wie dem Web2.0 widmen könne.
Natürlich hat er Recht, wenn er die Usability der Buchungsseiten im Netz als wichtigen Erfolgsfaktor der Touristik bezeichnet und der Reise- Angebotspalette einen hohen Stellenwert einräumt. Aber deswegen eine Philosphie anzumahnen, die „von einem Schritt nach dem anderen“ ausgeht, scheint an dieser Stelle nicht ganz sinnvoll zu sein. Web2.0 ist keine Entwicklung, die in Angriff genommen werden sollte, wenn alle anderen Punkte perfekt sind.
Herr Scharrer kommt zu dieser Schlussfolgerung, weil er die Web2.0 Thematik plakativ auf auf chattende Nutzer reduziert, die zwar Besucherzahlen generieren, aber keinen Umsatz. Mit dieser einseitigen Betrachtung von Web2.0 ist es naheliegend, seinen Punkten eine höhere Priorität einzuräumen.
Würde Herr Scharrer eine andere Brille für Web2.0 benutzen, würde er erkennen, dass unter Web2.0 „user generated content“ verstanden werden kann und das bedeutet nichts anderes als zum Beispiel die Erstellung wichtiger aktueller Zielgebietsinformation. Statt teuer erkaufter Content kann dieser mit Hilfe von Web2.0 glaubwürdiger und schneller erstellt werden. Ob es auch wirklich kostengünstiger ist, sei an dieser Stelle dahingestellt. Und genau diesen Content- Aspekt mahnt Herr Scharrer auch an, wenn er schreibt: „Wer bereitet die Informationen zu den Zielgebieten und einzelnen Hotels am besten auf? Welches Portal vermittelt Spaß, bietet interessante Features, ermöglicht leichtfüßiges Surfen?“ Genau das bedeutet Web2.0.
Sein „Nein, für die Reiseindustrie wird Web2.0 kein großes Ding werden.“ wird in weniger als 3 Jahren widerlegt sein. Nicht nur in der Reisebranche, sondern in sämtlichen Industrien werden sich die Kommunikationswege Unternehmen- Kunden, Kunden- Unternehmen um viele Aspekte erweitern und wer dieses nicht nutzt, wird eine Nische darstellen, so wie es heute die „Exoten“ sind, die Web2.0 schon gestern eingeführt haben. In einer Zeit, in der Information beliebig viel zur Verfügung steht, wird der Umsatz generieren, der die Aufmerksamkeit der Nutzer auf seiner Seite hat und diese kann nur durch Beteiligung gewonnen werden.
Aber allein mit den heutigen Konzepten ist das nicht zu erreichen, hier bedarf es auch eine erhebliche Weiterentwicklung und Anpassung dieser Ansätze auf die Touristik und die wird nur der liefern, der sich frühzeitig damit auseinandersetzt und Erfahrung sammelt. Darum muss Web2.0 auch jetzt schon von einem Nebenkriegsschauplatz zu einer Erfolgsgeschichte in der Touristik gemacht werden.